Der Vorspann zum Königlich Bayerischen Amtsgericht (Juli 2023)

„Es war eine liebe Zeit, die gute, alte Zeit vor anno 14. In Bayern gleich gar. Damals hat noch Seine Königliche Hoheit der Herr Prinzregent regiert, ein kunstsinniger Monarch, denn der König war schwermütig."

So erzählt es Gustl Bayrhammer mit seiner markanten Stimme im Vorspann vom  „Königlich Bayerischen Amtsgericht“ von Georg Lohmeier. In der fiktiven, verträumten bayerischen Kleinstadt Geisbach landen anno 1912 zahlreiche Bürger vor dem "Königlich Bayerischen Amtsgericht". Mit viel Geschick schafft es der Amtsgerichtsrat August Stierhammer, dass die meisten Kläger und Beklagten mit seinen Urteilssprüchen zufrieden sind und die bayerische Gerechtigkeit anerkennen. Für den Vorspann bot der Tittmoninger Stadtplatz mit Florianibrunnen und Rathaus vor fünfzig Jahren die Kulisse. Als „gute alte Zeit“ ließ der Autor Ende der Sechziger und Anfang der Siebziger Jahre das bayerische Königreich vor 1914 lebendig werden. Bilder aus der Serie und ausgewählte Objekte führen die Besucher zurück in die Zeit, „wo das Bier noch dunkel und die Menschen typisch waren, die Buam schneidig und die Dirndl sittsam, die Honoratioren ein bisserl vornehm und ein bisserl leger“, und hinterfragt kritisch die Begriffe Heimat und Identität.

 

Sämtliche Außenaufnahmen der Fernsehserie entstanden im oberbayerischen Rupertiwinkel, hauptsächlich im heutigen Landkreis Berchtesgadener Land.

Der erste Schwenk zeigt eine wunderschöne Aufnahme des Marktes Teisendorf, am Fuß des nördlichsten Tausenders der Deutschen Alpen, des Teisenbergs. Wahrzeichen von Teisendorf ist die 1684 erbaute Pfarrkirche St. Andreas mit ihrem weithin sichtbaren Turm.

 

Der Vorspann zeigt in der ersten Szene eine Aufnahme von Teisendorf und wenig später den Autor Georg Lohmeier mit einem kurzen Cameoauftritt als Pfarrer vor der Stiftskirche Laufen.

Autor Georg Lohmeier in der Mitte, der mit den Geschichten vom "Königlich Bayerischen Amtsgericht" große Bekanntheit erlangte. Als Gründer des Bundes bayerischer Patrioten fiel er 1974 durch seine Forderung nach der Rückkehr Bayerns zur Monarchie auf: „Die Heimat seufzt nach einem schönen König – nicht, weil wir unbedingt einen brauchen, sondern weil es schöner wär!“ Allerdings erkannte Lohmeier auch die vorläufige Undurchführbarkeit einer Rückkehr zur Monarchie, weshalb er 1995 kurzerhand den damaligen bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber zum „Ersatzkönig“ ernannte.

 

Der Viehmarkt, wo man die Bauern beim Verhandeln und Handschlag sieht, ist der Rupertusplatz in Laufen.

Ein Besuch dort lohnt sich übrigens wirklich! Schon seit jeher ist Laufen an der Salzach das Herz des Rupertiwinkels, jenem gesegneten Landstrich, welcher ehemals zum Fürsterzbistum Salzburg gehörte, und nun seit 1810 bayerisch ist. Die Stadt an der Salzachschleife war rund 1000 Jahre lang ein wichtiger Amtssitz der weltlichen und geistlichen Herrscher Salzburgs und hat mit der Salzachbrücke, die zwischen der Stadt und Oberndorf bei Salzburg zwischen 1901 und 1903 während der Herrschaft von Kaiser Franz Joseph I. und Prinzregent Luitpold von Bayern gebaut wurde, immer noch die einzige Verbindung für Kraftfahrzeuge zwischen Bayern und dem Land Salzburg.

 

Das im Vorspann zu sehende Amtsgerichtsgebäude ist in Wirklichkeit das Rathaus des Salzachstädtchens Tittmoning, wie auch der Marktplatz des fiktiven Ortes Geisbach in Tittmoning zu verorten ist.

Und wer gut hinguckt, der kann bei ca, 00:40 Sekunden des Vorspanns, kurz bevor der Kopf des Wachtmeisters ins Bild kommt. ein nicht entferntes Auto erkennen. Der ein oder andere wird es sicher bei Youtube und der heimischen DVD nachprüfen können.

 

In Tittmoning wurde das Rathausportal zum Eingang ins "Königlich Bayerische Amtsgericht" umdekoriert. Der Gerichtssaal und der Biergarten der Postbrauerei des Herrn Ökonomierat Josef Fäustl, in dem sich der Herr Amtsgerichtsrat nach jeder Verhandlung noch mit seinen Bekannten auf einen Plausch am Stammtisch trifft, wurden im Studio in Unterföhring nachgebaut. Gedreht wurde die Serie von 1968 bis 1970.

"Es war halt noch vieles in Ordnung damals. Denn für Ordnung und Ruhe sorgte die Gendarmerie und für die Gerechtigkeit das Königliche Amtsgericht.“

Die Handlung der Gerichtsszenen folgt einem wiederkehrenden Schema. Nach anfänglicher Aufregung und hochkochenden Emotionen auf der Anklagebank und im Zuschauerraum löst sich unter der strengen, bisweilen augenzwinkernden Verhandlungsführung des erfahrenen Vorsitzenden aufgrund eines „Drehs“ alles in Wohlgefallen auf – meist, nachdem der eine oder andere Schwindel aufgeflogen ist. Gleich darauf verträgt man sich wieder, alles war nicht so böse gemeint und die Gemüter haben sich längst wieder beruhigt.

Deswegen ist auch wieder Gustl Bayrhammers Stimme der perfekte Abschluss:

„Das Leben geht weiter, ob Freispruch oder Zuchthaus, auch in der guten, alten Zeit – und auf die Guillotin’ hat unser alter Herr Rat eh’ niemanden geschickt … Eine liebe Zeit, trotz der Vorkommnisse – menschlich halt. Und darum kommt es immer wieder zu diesen Szenen – im Königlich Bayerischen Amtsgericht.“

 

 
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