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    Interview mit Gerd Anthoff 
    
    (12.05.14 Hirschau/München)   |  |  
Bayerische Kultserien:
Herr 
Anthoff, warum spielen Sie so gerne die Rolle des Ekels? 
Gerd Anthoff: 
Das stimmt ja 
gar nicht. Bei „Im Schleudergang“ ist der Freddy zwar ein Depp (lacht), 
aber er ist ein sympathischer Depp. Aber natürlich stimmts dann doch irgendwo. Der 
Toni Rambold („Der Bulle von Tölz“) ist schon eher von der fiesen Sorte und auch 
der Kommissar Deinlein („Löwengrube“) schwimmt nicht gerade auf der 
Sympathiewelle. Das müssen Sie aber die Produzenten fragen, warum man mir immer 
die bösen Rollen gibt. Ich spiele  sie gern, weil die etwas undurchsichtigen 
Personen besseres Schauspiel-Futter sind.  
B K:
Man 
hört und liest dann aber auch, dass Ihre Rollen zwar die sogenannten 
„Ekelpakete“, aber trotzdem sehr beliebt  sind. 
G A: 
Ja das ist 
komisch. Mir hat mal vor langer Zeit ein Kollege, dessen Frau ein großer 
Rambold-Fan war gesagt, dass sie immer meinte: „Der ist so ein Arschloch, aber 
ich liebe ihn.“ (lacht) Ich weiß auch nicht woran das liegt.   
B K:
Solche 
Personen sympathisch erscheinen zu lassen, gibts da ein Gerd Anthoff-Geheimnis? G A:
Naja, es gibt Kollegen, die Bösewichte spielen, die aber auch den Zuschauern 
wirklich unangenehm sind, obwohl das sicherlich ganz reizende und nette Menschen sind. Wahrscheinlich liegts an irgendeiner Ecke der 
Persönlichkeitsstruktur, dass ich es nicht schaffe, wirklich extrem unbeliebt 
zu sein.  
B K:
Bei 
„Kaiser von Schexing“ ist ja eigentlich auch eher die Rolle des unbeliebten… G A:
Das 
war ja der einzige Vernünftige in dieser Konstellation. So unrecht war der gar 
nicht. (grinst) 
B K:
Die 
Rolle des Freddy Biber bei „Im Schleudergang“ ist da auf jeden Fall ganz anders. 
Welche Charaktere spielen Sie denn lieber? G A:
Ich 
spiele immer das am liebsten, was gerade bei mir auf dem Schreibtisch liegt. Ich 
fange erst gar nicht an, irgendwelche Vergleiche zu ziehen. Mir macht alles Spaß. Na 
gut, ALLES wäre vielleicht übertrieben, aber wenn mir etwas wirklich zuwider 
wäre, dann würde ich es gar nicht machen.  
B K:
Da gibt 
es für Sie also schon Grenzen? G A:
Ja, 
wobei ich die auch schon mal unfreiwillig überschritten habe. Was das war 
verrate ich jetzt allerdings nicht.  
B K:
Haben 
Sie deshalb auch schon mal Rollen abgelehnt? G A:
Ich 
lehne oft Rollen ab. Auch am Theater. Wenn ich beim Fernsehen etwas ablehne, 
dann ist es meine private Entscheidung. Dann kommt halt jemand anders und spielt 
das. Aber am Theater hat es deshalb schon mal ungute Stimmungen gegeben wenn 
ich Rollen abgelehnt habe.  
B K:
In 
einem anderen Interview habe ich gelesen, dass Sie immer auch hinter den Dingen 
stehen, die Ihre Figur macht. G A:
Zumindest tue ich so. Natürlich gibt es Figuren, hinter denen kann man nicht 
stehen. Moralisch kann man z.B. nicht die Haltung eines Dr. Reiter (aus „Unter 
Verdacht“) gut heißen. Wenn ich es aber spiele, dann so das ich ihm zu hundert 
Prozent recht gebe. Wenn ich der Rolle anfange meine Figur zu kritisieren, dann 
haut es nicht mehr hin. Das soll der Zuschauer machen.  
B K:
Von 
Ihnen liest man nicht wirklich viele Interviews. Auch bei 
offiziellen Auftritten sieht man Sie eher selten. Ab wann machen Sie eine 
Ausnahme? G A:
Jetzt bei Ihnen. (überlegt lange) Ich versuche dem eigentlich immer zu 
entgehen, wenn es mir möglich ist. Das Sie mich jetzt weichgeklopft haben, wobei 
Sie ja nur mal angeklopft haben (lacht), ist wirklich eine Ausnahme. Sie 
haben mich in einer guten Verfassung erwischt. (grinst) 
B K:
„Im 
Schleudergang“ war letztes Jahr scheinbar so beliebt, dass nun  eine zweite 
Staffel im Fernsehen zu sehen ist. Geplant war das aber von Beginn an nicht 
oder? G A:
Leider (das ist jetzt eine Spitze gegen den BR) wurde viel zu lange gewartet 
um eine zweite Staffel auf die Beine zu stellen. Die erste ist jetzt über ein 
Jahr her und das ist nicht gut. Es wäre besser gewesen das gleich im Anschluss 
an die ersten Folgen zu machen. Bei diesen, von Peter Bradatsch wirklich sehr 
gut geschriebenen Büchern, dem hervorragendem Regisseur und der auch nicht ganz 
so schlechten Besetzung, war ja abzusehen, dass es gut werden würde. Warum es so 
lang gedauert hat, weiß ich nicht. Es ist auch schon eine dritte Staffel 
angedacht, aber auch hier vergeht eigentlich schon wieder zu viel Zeit. Das ist 
ein bisschen schade, weil der Zuschauer so lange warten muss. 
B K:
Beim 
„Kaiser von Schexing“ ging das ja schon ein bisschen schneller. Liegt das am 
Regisseur Franz X. Bogner? G A:
Naja, beim großen Dampfer BR hat er natürlich schon ein anderes Standing. Ich 
vermute wenn ein Franz X. Bogner mit dem Finger schnippst, dass dann schon ein 
gewisser Hall durchs Bayerische Fernsehen geht. (lacht) 
B K:
Wissen 
Sie ob von „Kaiser von Schexing“ eine Fortsetzung geplant ist? G A:
Ich 
kann es mir nicht vorstellen. Aber wissen tu ich es nicht. 
B K:
Würden 
Sie da mitmachen? G A:
Wenn man mich fragt, ja. Beim Bogner mache ich immer mit, wenn ich gefragt werde, 
denn ich schätze ihn wirklich außerordentlich.  
B K:
Warum? G A:
Weil er zwar nicht immer (lacht), aber meistens ein sehr netter Mensch ist, weil 
er unglaublich gescheit ist und weil er eine tolle Atmosphäre am Set schafft. Und 
weil er und seine Bücher einfach richtig gut sind. Für mich gibts drei Autoren, 
die ich selber erlebt habe, die fantastische Bücher schreiben können. Das ist 
der alte Willy Purucker, Franz Xaver Bogner und unser Autor von „Im 
Schleudergang“ Peter Bradatsch. Die drei beherrschen es wirklich. 
  
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B K:
Man merkt 
das Ihnen gute Autoren wichtig sind. Auch ein Grund warum Sie für "Im 
Schleudergang" vielleicht das ein oder andere Interview mehr geben? G A: 
Ja, weil ich möchte das "Im Schleudergang" ein Erfolg wird und 
eine gewisse Aufmerksamkeit bei den Zuschauern erregt. Das würde ich mir 
wünschen. Deswegen bin ich hier auch gerne dazu bereit. 
B K:
Nun läuft 
gerade die zweite Staffel im Fernsehen und einen großen Anteil am Erfolg hat 
sicherlich auch das Zusammenspiel zwischen Gisela Schneeberger und Ihnen. Haben 
Sie mit ihr vorher schon mal gedreht? G A: 
Als ganz junge Schauspieler haben wir mal Theater zusammen 
gespielt, im Residenztheater, als Sie für eine Kollegin eingesprungen ist. Danach nie wieder. 
B K:
Wie 
lange ist das schon her? G A: 
(grinst) Wir wollen ja nicht uncharmant sein. | 
     Foto: BR/Barbara Bauriedl |  
B K:
Mit Udo 
Wachtveitl hatten Sie davor auch eher weniger zu tun. G A: 
Ich glaub da war mal ein Tatort vor 25 Jahren oder so. Es ist 
ganz komisch, Auch mit der Maria Peschek gab es davor keine Zusammenarbeit.
 
B K:
Wie ist 
die Arbeit mit den "neuen" Kollegen bei "Im Schleudergang"? G A:
Wunderbar! Deswegen gefällt mir das ganze ja auch so gut. Erstens sind meine 
Mitspieler wirklich ausgezeichnet und zweitens sind es richtig nette und tolle 
Kollegen, mit denen man auch an einer Szene arbeiten kann. Man kann auch mal 
sagen: "Oh, des gfoid ma ned so guad.", ohne das da jemand beleidigt ist oder es 
Überempfindlichkeiten gibt. Die Arbeit ist rundum einfach angenehm, mit guter 
Laune und sehr professionell.  
B K:
Spielen 
tut das Ganze ja in Schwabing. Sie selber sind im Westend aufgewachsen und 
wohnen auch in München. Beim "Bullen von Tölz" und dem "Kaiser von Schexing" 
steht ja eher das Ländliche im Vordergrund. Was schätzen Sie mehr? G A: 
Ich bin eine Großstadtpflanze und habe auch noch nie woanders 
gewohnt. In einer Kleinstadt oder auf dem Land könnte ich überhaupt nicht leben. 
Nein, nein ich gehöre schon hierher. 
 
B K:
Sie haben 
ja gleich nach der Schule Schauspielunterricht genommen. Gab es für Sie nie 
einen anderen Berufswunsch? G A: 
Mir war ziemlich schnell klar, dass ich das machen möchte. Aber 
es stimmt nicht ganz wenn man sagt "gleich nach der Schule auf die 
Schauspielschule". Ich komme aus einer sehr kleinbürgerlichen Familie und meine 
Eltern wollten unbedingt, dass ich etwas Solides mache. Entweder bei der Stadt 
oder einer Versicherung. Ihnen zuliebe habe ich es dann zumindest ein halbes 
Jahr bei der Versicherungskammer ausgehalten. Da habe ich aber schnell gemerkt: 
"Des is gar nix für mich!" (lacht) 
 
B K:
Somit war 
Ihr Berufswunsch eigentlich schon immer Schauspieler... G A: 
Mit der Selbsteinschätzung ist das ja immer so eine Sache, aber 
ich glaube ich bin eher ein etwas introvertierter Typ. Auf jeden Fall niemand 
der sich hinstellt und seine privaten Monologe hält. So gesehen ist es schon 
erstaunlich, dass die Schauspieler tatsächlich ein insgeh...er glaube ich war 
Schauspielerei bei mir immer insgeheim ein Wunsch. 
B K:
Wenn 
man von Ihnen sagt, Sie sind "einer der letzten großen Volksschauspieler", was 
halten Sie davon?  G A: 
Das berührt mich eher nicht so. Die Frage nach dem 
"Volksschauspieler" bereitet mir immer ein bisschen Kopfzerbrechen, weil ich 
ehrlich gesagt nicht weiß, was das sein soll. Es gibt halt gute, schlechte, 
beliebte und weniger beliebte Schauspieler. In der Ecke des Volksschauspielers 
bin ich natürlich insofern, weil ich hauptsächlich im Dialekt spiele. Ich habe 
auch überhaupt nichts gegen die Bezeichnung. In meiner Zeit am Residenztheater 
habe ich so gut wie nie im Dialekt gespielt. War ich dort dann auch 
Volksschauspieler oder keiner? Oder bin ich es bloß im Fernsehen? Ich weiß es 
nicht. 
 
B K:
Sie haben 
aber recht, die Frage nach dem "Volksschauspieler" ist bei vielen Kollegen 
umstritten... G A: 
Vielleicht auch, weil der Begriff immer mit gewissen Typen 
verbunden war. Wie z.B. der Ludwig Schmid-Wildy, der Michl Lang oder einer  
wie der Gustl Bayrhammer. Das waren in meiner Kindheit und meinen jüngeren 
Jahren so die typischen 
Vertreter der Volksschauspielerei. In diese Riege passe ich nicht und würde mich 
selber auch nie reinstellen. Das waren wunderbare Kollegen. Den Schmid-Wildy 
habe ich geradezu verehrt und der Gustl Bayrhammer war einer meiner Lehrer und 
ich war auch mit ihm befreundet. Aber so ein Typ Schauspieler bin ich einfach 
nicht. 
 
B K:
Aber wenn 
andere Leute Sie zusammen mit diesen Leuten aufzählen? G A: 
Ja dann sollen sie es halt machen. Dann freue ich mich, aber 
eigentlich ist es mir egal. 
B K:
Mit 
beiden genannten Kollegen, nämlich Schmid-Wildy und Bayrhammer, haben Sie ja 
fast tausend Aufführungen des Brandner Kaspar gespielt. Wenn Sie sagen Gustl 
Bayrhammer war Ihr Lehrer... G A: 
...einer meiner Lehrer. 
B K:
Wie war 
er denn so privat? G A:
Wahnsinnig liebenswert, sehr gescheit, sehr verbindlich und ein großer, aber 
sympathischer Egozentriker.  
B K:
Haben Sie 
sich damals auch an solchen Kollegen orientiert? G A: 
Nein, nie. Es gab immer Kollegen, die ich grenzenlos bewundert 
habe, aber ich habe sie mir nie als Vorbild genommen, oder versucht mir etwas 
von ihren Eigenwilligkeiten anzueignen. Aber man kann von tollen Schauspielern immer etwas lernen.
 
B K:
Es waren 
ja wirklich schon viele große Namen, mit denen Sie gespielt haben. Gibt es auch 
jemand, an den Sie keine so guten Erinnerungen haben? G A: 
(überlegt) Ich habe komischerweise auch an die Leute, die 
einen schlimmen Ruf hatten, nur gute Erinnerungen. Zum Beispiel auch an den 
Walter Sedlmayr. Ich habe mich mit ihm wirklich glänzend verstanden. 
B K:
Er 
scheint wirklich ein schwieriger Kollege gewesen zu sein. G A: 
Der war auch schwierig. Ich habe da einige Sachen 
miterlebt. Aber zwischen ihm und mir herrschte immer großes Einverständnis. So gings mir eigentlich mit allen. 
B K:
Es hieß 
bei Walter Sedlmayr auch immer, dass er es vor allem auf schlecht vorbereitete 
Kollegen abgesehen hatte. G A: 
Das ist ja auch etwas furchtbares. Wenn Leute anstatt sich 
vorzubereiten, ganz lässig 
ihr großes Talent raushängen zu lassen, werde ich schon auch mal grantig. 
 
B K:
Im 
Gegenzug hat übrigens Thekla Mayhoff im Interview mit uns von Ihnen 
geschwärmt... G A: 
Sie schätze ich auch wirklich sehr. Eine ganz reizende Kollegin.
 
  
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     Foto: BR/Barbara Bauriedl | 
B K:
"Im 
Schleudergang" ist ausnahmsweise eine Serie ohne Polizisten. Wie empfinden Sie 
das Angebot an bayerischen Serien zur Zeit? G A: 
Da bringen Sie mich jetzt in Verlegenheit, weil ich ehrlich 
gesagt fast nie fernsehe. Ich habe keinen blassen Schimmer, was sich in der 
bayerischen Serienlandschaft tut. Ab und zu werde ich gefragt, wie ich dieses 
oder jenes finde, aber ich muss immer antworten: "Was ist das? Ich kenne es 
nicht." (lacht) Ich wünsche mir, dass es lauter gute Serien sind, weil 
es ja 
der Sinn des Fernsehens ist, dass man gute Qualität bietet, nicht wahr. |  
B K:
Schauen 
Sie auch Ihre eigenen Serien nicht? G A: 
Doch die schon.  Früher habe ich mich immer davor gedrückt, 
weil ich mich selber nicht sehen konnte. Inzwischen habe ich das gelernt. Ich 
schaue mir das immer mit großer Selbstkritik an und denke mir: "Das hättst 
anders machen sollen!" aber manchmal bin ich auch zufrieden mit mir. Das wars 
aber auch schon. 
 
B K:
Ich hätte 
Sie jetzt auch als jemanden eingeschätzt, der sich selber sehr kritisch 
betrachtet. Es gibt aber hoffentlich schon viele Momente, bei denen Sie 
zufrieden sind? G A: 
Ja, ja die gibts auch. Das wäre kokett, wenn ich sagen würde, 
dass ich mich immer nur kritisch sehe und dann muss der andere sagen "Nein, aber 
du bist doch gut.". Diese Spielchen mag ich nicht. Wie gesagt manchmal bin ich 
auch zufrieden. 
B K:
Kommen 
wir noch mal zum Dialekt zurück. Spielen Sie lieber auf bayerisch? G A: 
Es fällt mir leichter. Aber seit ich nicht mehr am Theater bin, 
also seit ca. 3 Jahren, gibt es tatsächlich etwas, was mir fehlt. Das ist die 
Literatur. Im Fernsehen gibts im besten Fall geschickt geschriebene Dialoge und 
gute oder lustige Drehbücher, aber unter Literatur, so wie ich sie verstehe, 
läuft das alles nicht. Das fehlt mir. 
 
B K:
Würden 
Sie denn trotz Rentenalter noch mal irgendwo Theater spielen? G A: 
Ich habe sehr gerne Theater gespielt, aber ehrlich gesagt bin ich 
jetzt zu faul. (lacht) Ich habe in den letzten Jahren auch gemerkt, dass 
ich anfange auf der Bühne Konzentrationsschwierigkeiten zu haben. Texthänger 
finde ich grauenvoll. So etwas tue ich mir und auch anderen nicht an. Im 
Fernsehen spiele ich so lange ich kann und man mich will. Ich bin zwar faul, 
aber manchmal lasse ich mich schon hinter dem Ofen hervorlocken. (grinst)
 
B K:
Wie haben 
Sie eigentlich Ottfried Fischer in den letzten Folgen von "der Bulle von Tölz" 
erlebt? G A: 
Es war schwierig. Ein bisschen tragisch, dass sein Körper ihm 
solche Schwierigkeiten macht, weil er ein unglaublich witziger, netter und vor 
allem gescheiter Kollege ist. Aber er hat ja letztendlich selber die 
Konsequenzen gezogen. 
 
B K:
Momentan 
haben Sie aber selbst für 
einen faulen Hund noch genug Angebote oder? G A: 
Es geht. So wie es momentan ist, ist es genau richtig. Das 
Live-Erlebnis, das mir vom Theaterspielen fehlt, hol ich mir nun bei meinen 
Lesungen. 
 
B K:
Eine 
Leidenschaft von Ihnen? G A: 
Lesen hat mich schon immer interessiert. Ich bin dazu eigentlich 
wie die Jungfrau zum Kind gekommen. Es gab bei uns am Staatsschauspiel immer die 
Tradition, kurz vor Weihnachten die "Heilige Nacht" vom Ludwig Thoma im 
Cuvilliés-Theater zu bringen. Das hat immer der 
Fritz Strassner gemacht. Als der dann gestorben ist, hat es der Gustl Bayrhammer 
übernommen und als der Gustl gestorben ist, hat man mich gefragt. 
 
B K:
...sehen 
Sie, schon sind Sie in einer Reihe mit den großen Volksschauspielern. G A: 
(lacht) Ja, schon bin ich in den Fußstapfen drin. 
Strassner war übrigens auch einer meiner Lehrer. Ich habe auf jeden Fall 
zugestimmt, obwohl ich das vorher noch gar nicht kannte. Ich habe gemerkt, dass 
mir das unheimlich Spaß macht. Gleichzeitig hat mich die Stadt München gefragt, 
ob ich die Lesung auf der Tuften (Ludwig Thoma-Haus am Tegernsee) übernehmen will. 
Den Text an dem Tisch zu lesen, an dem Ludwig Thoma ihn geschrieben hat, empfand 
und empfinde ich immer noch ich als eine sehr 
große Ehre. Inzwischen habe ich dann angefangen ein eigenes Weihnachtsprogramm 
zusammenzustellen, was nichts mit der Heiligen Nacht zu tun hat. Außerdem hat 
mich eine Galerie überredet den "Ritter Gluck" von E.T.A. Hoffmann anlässlich einer Ausstellung 
zu lesen. Mich hat dann so das Feuer gepackt, dass ich die ganzen 
Lesungen, die mich interessierten über eine Agentur anzubieten Da gibt es die Weihnachtslesungen, 
den "Ritter Gluck", eine Ganghofer-Lesung und dann habe ich zwei, drei Lesungen, 
die mir am Herzen liegen und sehr humorvoll und richtig gut sind. Vor 
denen schrecken die Veranstalter aber meist zurück. Beispielsweise eine Lesung 
aus einem sehr berührendem Alzheimer-Roman Manchmal wagt es dann doch jemand sie zu buchen und das ist 
dann für mich und ich denke auch für alle Zuschauer ein Highlight. 
 
Alles auch zu finden unter: 
http://www.kulturbuero.biz 
B K:
Wenn wir 
bei Ludwig Thomas sind, sollten wir nicht vergessen zu erwähnen, dass Sie auch 
bei der beliebten Serie "Josef Filser" dabei waren. G A: 
Die war sehr gut, aber ich glaube ich war damals zu jung. Die 
Serie ist für mich 10 Jahre zu früh gekommen, glaube ich. Das hat nichts damit 
zu tun, dass ich nicht gut gespielt habe oder ich die Folgen schlecht finde. 
B K:
Aber? G A: 
Es geht um meine Ausstrahlung. Es geht um meine zu junge 
Ausstrahlung. Damals. (grinst) 
B K:
Auch 
Ihnen, obwohl Sie nicht viel fernsehen, stelle ich die Frage: Haben Sie eine 
bayerische Lieblingsserie oder einen bayerischen Lieblingsfilm? G A: 
Da darf ich aber jetzt ein bisschen nachdenken? (überlegt) 
Es gibt für mich eine ganz anrührende Verfilmung vom "Brandner Kaspar" mit dem 
Carl Wery. Das würde ich zu meinen Lieblingsfilmen zählen. Ebenso die 
Inszenierung der Magdalena von Ludwig Thoma mit einer blutjungen Ruth Drexel. 
Das ist grandios. 
 
B K:
Die 
Aufführung des Brandner Kaspar mit Ihnen gibt es ja sogar auf DVD. 
 G A: 
Die finde ich leider nicht gelungen. Sie ist mir zu technisch und 
zu wenig Theater. 
 
B K:
Gibt es 
eine Rolle, die Sie selber gerne gespielt hätten im Fernsehen? G A: 
Es gibt eine, aber die verrate ich nicht. 
B K:
Wirklich 
nicht? G A: 
Nein! (lacht) Hat aber mit großer Literatur zu tun und ist 
nichts bayerisches. 
B K:
Herr 
Anthoff ich bedanke mich für das interessante Gespräch. G A: 
Bitteschön, gerne.   |