Interview mit Corinna Binzer

(11.04.2025 Theater Drehleier/München)

Bei der Lesung ihres Programms "Fastengerede".

http://www.corinnabinzer.de

©JosephaundMarkus

Bayerische Kultserien: Corinna, „Fastengerede“ ist Dein viertes Soloprogramm, oder?

Corinna Binzer: Die Fastenreden sind kein Soloprogramm. Vor vielen Jahren haben drei Kolleginnen und ich ein „Fastenprogramm“ auf die Bühne gebracht, bis wir zeitlich nicht mehr zusammengefunden haben. Dann habe ich alleine weitergemacht. Den Michi (Musikalische Begleitung und Arrangements von Michael „Da Michi“ Muggesser) habe ich gefragt, ob er nicht Lust hätte mich dabei ebenfalls musikalisch zu begleiten, was er ja bei meinen Soloprogrammen ebenfalls macht. Von meinen Soloprogrammen gibt es zwei, die ich demnächst unter einem neuen Namen „verschmelzen“ werde. Es gibt bei beiden Programmen einfach viele Pointen, bei denen sich das Publikum vor Lachen wegschmeißt und die mir natürlich besonders viel Spaß machen. Das wird dann ein schönes Feuerwerk. „Sie ist Sie – geballte Ladung“ (lacht)

B K: Jetzt habe ich gelernt, dass Du das Ganze „Bavarett“ nennst. Ein Ausdruck, den ich vorher nicht kannte.

C B: Freut mich. (lacht) „Kabarett“ ist für mich sehr mit Dieter Hildebrandt und der Lach- und Schießgesellschaft verbunden. Also politisch, intellektuelles Kabarett. Das kommt mir nicht auf die Bühne (lacht) . Ich lasse zwei Themen außen vor: Politik und Fußball. Da positioniere ich mich nicht und möchte das auch nicht. Dazu müsste ich mich intensiver damit befassen. Ich dachte mi, ich mach es bayerisch, für die Allgemeinheit und die ganz normale Bevölkerung, also nenne ich es „Bavarett“. Warum da eigentlich noch nie jemand draufgekommen ist. (lacht)

B K: Dann ist es jetzt wohl ein geschützter Begriff.

C B: (lacht) Ja, jetzt habe ich quasi einen Gebrauchsmusterschutz, weil ich diese Bezeichnung ja immer „gebrauche“.

B K: Bist Du jemand, der sich schnell aufregen kann bzw. den typisch, bayrischen Grant pflegt?

C B: Vor allem beim Autofahren. Ich bin sehr froh, dass es da keine Außenlautsprecher gibt. (lacht) Allerdings verpufft das auch schnell wieder. Ansonsten rege ich mich auch über Dinge auf, von denen ich weiß, dass ich sie nicht ändern kann. Da macht das Aufregen eigentlich keinen Sinn, aber ich muss das dann rauslassen. Danach ist es wieder rum ums Eck. Die größte Aufregung habe ich meistens mit mir selbst.

B K: Wo und wann bekommst Du Deine Ideen?

C B: Ich beobachte wirklich gerne Leute und höre ihnen zu. Jeden Mittwoch schreibe ich auch eine Kolumne für den Münchner Merkur. Ich lese auch noch ganz altmodisch Zeitung. Also mit anfassen und nicht digital. (lacht) Die Inhalte sind Tatsachenberichte, auch wenn ich manches für eine Pointe noch etwas ausschmücke. Das ist wirklich alles selbst gehört und erlebt. Sei es im Cafe, beim Einkaufen, im Supermarkt, oder beim Essen.

B K: Was machst Du lieber? „Bavarett“, auf der Theaterbühne stehen oder vor Fernsehkameras agieren?

C B: (überlegt) Ich möchte mich da nicht entscheiden müssen. Ich drehe unglaublich gerne, weil es ein schöner Prozess ist in andere Rollen zu schlüpfen. Auf der Bühne hat man dagegen eine unmittelbare Reaktion und kann improvisieren bzw. auf das Publikum eingehen. Dass ich zwischen beiden Dingen noch so etwas wie die Fastenreden machen und hier auftreten kann, ist wirklich ein Geschenk und eine gute Überbrückung für „arbeitslose“ Zeiten. Es ist einfach ein gutes Gefühl, wenn man spürt, dass die Leute einen mögen und gerne sehen.

B K: Viele Produktionen, Kabarett-Soloprogramme und bis jetzt glaube ich schon 22 Komödienstadl. Man möchte meinen, Du wärst schon ein ganz alter Hase in dem Geschäft. Das bist Du aber eigentlich gar nicht. Wann hat das alles für Dich angefangen?

C B: (überlegt) 2003. Ich hatte auch mal einen Beruf, bei dem ich wirklich Geld verdient habe. (lacht) Da war ich bei einer Firma und habe die Abteilung Messen und Events geleitet. Ich hatte also schon immer mit Leuten zu tun und auch gerne Veranstaltungen organisiert. Ich sollte dann für eine Firmenfeier eine bayerische Weihnachtsgeschichte vorlesen und habe damals tatsächlich in keinem Buchladen etwas kurzes, lustiges gefunden. Da ich früher in der Schule schon immer gerne Aufsätze geschrieben und Geschichten erzählt habe, habe ich angefangen, selbst Weihnachtsgeschichten zu schreiben. Als ich dann mit dem Sepp (Corinnas Mann und Schauspieler Sepp Schauer) zusammengekommen bin, wurde zu Weihnachten ein kleines Bühnenprogramm daraus. Irgendwann hatte Sepp mal weniger Drehtage und rief einen befreundeten Autor an, um nach einer Geschichte für die Bühne zu fragen. Das waren dann zwei Einakter von Anton Tschechow von Gerhard Loew ins Bairische transportiert und es stand sofort fest, dass der zweite Mann von Johann Schuler gespielt wird, der ein sehr guter Freund von uns ist. Was fehlte, war eine Schauspielerin für die Frauenfigur. Wir haben überlegt, welche bayrische Schauspielerin in Frage kommen könnte, während mein Mann und der Hans schon in der Probephase waren, bei der ich immer mitgelesen habe. Irgendwann konnte ich den Text natürlich auch auswendig. Es gab dann folgende Situation, als wir zu dritt am Tisch gesessen sind:

Hans: „Und was ist, wenn SIE das macht?“

Sepp: „Moanst, dass SIE des konn?“

Hans: „Des lern ma ihr scho.“

Gespräch beendet. (lacht) Ich meinte dann noch: „Entschuldigung, ich sitz auch mit am Tisch“, worauf nur kam: „Dann host es ja jetzt gheart.“ (lacht) Dann habe ich halt zugesagt, ohne zu wissen, was da auf mich zukommt.

B K: Davor hattest Du nie Ambitionen mal auf die Bühne zu gehen?

C B: Überhaupt nicht. Weder auf einer Bühne zu stehen, noch vor eine Kamera zu treten. Auch nicht, als ich mit dem Sepp zusammengekommen bin. Dann war der Tag der Premiere in Unterhaching da und ich dachte innerlich nur: „Was mache ich hier eigentlich?“ Ich habe gewusst, dass viele Kolleginnen und Kollegen kommen und einige Regisseure da sein werden. Da stand dann ich als Corinna Binzer auf der Bühne, keiner kannte mich und ich habe mit den beiden Profis Theater gespielt. (lacht) Und wenn ich es so sagen darf: Es war so eine geile Premiere und so super, dass die Regisseurin und Autorin Steffi Kammermeier danach zu mir kam und meinte, dass sie mich mal für einen „Komödienstadl“ haben möchte. Zwei Jahre später habe ich dann meinem ersten gemacht

Bild: BR, Foto Sessner

B K: Das heißt, Dein allererster Bühnenauftritt hat Dir gleich ziemlich viele Türen geöffnet. Denn Marcus H. Rosenmüller war zu dem Zeitpunkt ja auch schon involviert.

C B: Genau, er hat ja bei unserem Theater die Regie gemacht. Da meinte der Johann Schuler damals, er hätte da einen jungen Regie-Studenten, der einen besonderen Humor und ein tolles Gespür hat, zu dem würde das Stück sehr gut passen. So habe ich den Rosi kennengelernt. Er war damals immer sehr müde, weil er Tag und Nacht schon verschiedene Versionen von einem Drehbuch zu einem Film geschrieben hat, bei dem er uns alle dabeihaben wollte. Ich hätte eine schöne Szene in einem Auto gespielt, aber leider hat es an diesem Tag im August im Jahr 2005 so stark geregnet, dass der Ton viele Probleme hatte, das Licht auch noch wegging und das Ganze nicht verlegt werden konnte. Deshalb musste er die Szene letztendlich leider streichen. Auf der einen Seite war ich an dem Tag natürlich traurig, auf der anderen Seite waren meine Gedanken: „Boah, das wäre jetzt für einen Kinofilm gewesen!“ Er hat mir dann aber doch noch etwas angeboten: Auch wenn das nur ein Satz war, bin ich somit doch beim Film dabei. (lacht) Das finde ich schön.

B K: Wir reden natürlich von „Wer früher stirbt ist länger tot“, ein Film, von dem viele sagen, er hätte 2006 wieder eine „neue bayerische Welle“ losgetreten. Obwohl Rosi selber ja meint, es wäre eher „Die Scheinheiligen“ von Thomas Kronthaler gewesen, der 2001 in die Kinos kam.

C B: „Die Scheinheiligen“ waren schon sehr cool und mein erster Besuch an einem Filmset, weil der Sepp auch mitgespielt hat. Ein toller Film, da brauchen wir gar nicht drüber reden, der aber nicht in dem Maße in den Kinos durchgestartet ist wie „Wer früher stirbt ist länger tot“. Der war, einfach durch die verrückte Geschichte mit dem Jungen, eine andere Nummer und ein Knaller. Das war schon ein Moment, wo man wieder auf das Bayrische aufmerksam geworden ist.

B K: Als Du dann zu Beginn mit so erfahrenen Leuten wie Deinem Mann und Johann Schuler, oder auch Heide Ackermann auf der Bühne bzw. vor der Kamera gestanden bist, hat Dich das eingeschüchtert oder doch eher geholfen, weil die aus so einem guten Bekanntenkreis kamen?

C B: Erstmal ja, weil ich mir schon dachte: „Wow, ich darf jetzt mit denen auf der Bühne stehen.“ Auf der anderen Seite schüchterte es mich nicht ein, weil sie einfach auch Freunde sind. Es wäre bestimmt etwas anderes gewesen, wenn ich sie nicht so gut gekannt hätte. Dadurch, dass sie so wohlwollend waren, bin ich gefühlt immer mit Weichbodenmatte auf die Bühne gegangen und fühlte mich abgesichert wie ein Hochseilartist. Da hatte ich das Gefühl, dass ich gar nicht fallen konnte, weil sie da sind und mich auffangen.

B K: Gab es auch Kolleginnen und Kollegen, die nicht so wohlwollend waren?

C B: Klar, als einige Kolleginnen gesehen haben, wie erfolgreich es war und welchen Spaß wir miteinander haben, kamen schon auch Stimmen nach dem Motto „Wer ist sie eigentlich?“. Erst recht, als ich dann so viele „Komödienstadl“ machen durfte. Da habe ich mich anfangs nie getraut zu sagen, dass ich Schauspielerin bin. Ich habe immer gesagt: „Ich mache da halt mit“, weil ich dachte, ich kann ohne Schauspielausbildung nicht so vermessen sein und mir diese Berufsbezeichnung „aneignen“. Bis mir dann wirklich einige Kolleginnen auch Mut gemacht haben. Ganz stark z. B. auch die großartige Christiane Blumhoff, die zu mir sagte: „Hast du jemanden Geld gezahlt, damit er dich besetzt?“ Ich darauf: „Nein!“, dann sagte sie: „Na dann wird er dich schon wollen, weil du wahrscheinlich irgendwas kannst. Das musst du nur auch selber glauben.“ Man kennt das ja vielleicht aus vielen Bereichen, wo man sich selbst nicht als gut bezeichnen würde. Aber scheinbar habe ich wirklich einiges richtig gemacht und es ist immer noch ein Abenteuer für mich und nicht selbstverständlich. Ich bin für jeden Drehtag und jeden Tag auf der Bühne unendlich dankbar.

B K: Dein Mann hat noch mit solchen Größen wie Toni Berger, Helmut Fischer, Ruth Drexel oder Walter Sedlmayr zusammengespielt. Gäbe es da jemanden, mit dem Du auch noch gerne vor der Kamera gestanden hättest?

C B: Mit allen von denen! Auch Gustl Bayrhammer oder z. B. Elmar Wepper, den ich später beim Golfspielen kennengelernt habe und der so ein wahnsinnig sympathischer Mensch war. Er und Uschi Glas waren ja bei „Polizeiinspektion 1“ meine Kindheit. Damals dachte ich, die wären wirklich verheiratet, weil die sich geküsst haben und dann auch noch bei „Zwei Münchner in Hamburg“ zusammen waren. (lacht) Als Kind weiß man es ja nicht besser. Das sind Menschen, mit denen ich schon gerne mal auf der Bühne gestanden hätte. Auch die wunderbare Erni Singerl fällt mir da ein.

B K: Ich hatte ja auch schon das Vergnügen, mit Eurem sehr guten Freund Johann Schuler zu sprechen, der mir folgendes zum ersten Zusammentreffen von ihm und Deinem Mann erzählt hat: „Der Sepp ist Harley gefahren, hatte an jeder Hand Ringe, hinter der sich jeder Kardinal verstecken hätte können und Goldketten, wo jeder andere Mensch wahrscheinlich einen Bandscheibenvorfall bekommen hätte.“ Ich nehme an, das war im Jahr 2000 dann schon nicht mehr ganz so, oder?

C B: (lacht) Nein. Aber ich kenne den Sepp schon auch aus dieser Phase. Sogar schon vor 1985, weil ich mit meinen Eltern jede Premiere der Iberl Bühne angeschaut habe. Da waren wir immer mit 20-30 Leuten vom Tennisclub. Das war toll, auch wenn mir da der Sepp noch nicht so aufgefallen ist. Das war erst später, als ich selber öfter ins Theater gegangen bin. Da dachte ich mir schon „Joa, der ist eigentlich ganz cool“. (lacht) 1985 habe ich ihn dann in seinem Lokal kennengelernt, so richtig mit vorstellen und so. Da bin ich mir auch ein bisschen vorgekommen wie „Baby“ aus „Dirty Dancing“, die zum ersten Mal „Johnny“ trifft. In der Kellerschänke war ich nicht die Einzige, die ihn vom Barhocker aus angehimmelt hat. (lacht)

© binzer

B K: Und nun habt Ihr schon 25jähriges Jubiläum.

C B: Ja, 25 Jahre sind wir jetzt seit März zusammen. Da haben wir so unsere eigene Zeitrechung begonnen. Ich kann deshalb nämlich auch ganz genau sagen, wann ich zum ersten Mal den Johann Schuler getroffen habe. Das war im November 1999, an dem Tag habe ich den Sepp wieder getroffen und er saß bei ihm an der Bar. (lacht)

B K: Weißt Du wie oft Ihr schon ein Paar vor der Kamera gespielt habt?

C B: (überlegt) Nur ein Mal. Das war relativ am Anfang, bei einem Utta Danella Film. Ich durfte auch mal bei „Sturm der Liebe“ mitspielen, wo Sepp mir in meiner Rolle sehr gefallen hätte. Aber Alfons Sonnbichler ist natürlich eine treue Seele. (lacht)

B K: Redet Ihr Zuhause oft über die Arbeit?

C B: Ja natürlich. Ich frage ihn jeden Abend seinen Text ab, wenn er für „Sturm der Liebe“ dreht. Dann reden wir auch über Szenen oder sehen uns Folgen im Fernsehen an. Das ist schon viel Gesprächsstoff bei uns.

B K: Mir fällt auf, dass Du, Dein Mann oder z. B. auch Johann Schuler oft in so genannten „Independent“-Filmen bzw. „Low Budget“ oder „No Budget“-Produktionen dabei seid. Ist das etwas, dass Ihr einfach gerne macht und Dir wichtig ist?

C B: Ja. Ich finde das sollte jeder Schauspieler machen. Junge Filmemacher haben sonst gar keine Chance und die nehmen da auch ihren ganzen Mut zusammen. Natürlich kommen auch mal Anfragen, bei denen man nicht überzeugt ist und man weiß, dass man das nicht verfilmen kann. Aber wenn das Buch in Ordnung ist und es die Zeit zulässt, dann macht man das. Ich finde man hat das zu machen. Nicht jeder ist als Kind eines bekannten Schauspielers oder Stars geboren, wo man es dann schon etwas leichter hat, weil ein gewisses Netzwerk existiert. Das ist dahingehend auch gar nicht als Kritik gemeint. Aber 80% haben nicht diese Chance und die begleitet man dann einfach auf diesem Weg. Wenn derjenige dann jemand hat, der spürt, um was es ihm bei einem Film geht und dem man nicht mehr ganz so viel erklären muss, dann kann er sich auf seine Hauptaufgabe als Regisseur oder Kameramann konzentrieren – weil er einen erfahrenen Schauspieler an seiner Seite hat. Ein bekannter Name kann so ein Projekt echt unterstützen und bringt es vorwärts.

B K: Ich finde das eine großartige Sache und denke da an Filme wie „Rentiergrunzen“…

C B: Den habe ich geliebt. „Rentiergrunzen“ war ein schönes Projekt.

B K: Wir verweisen auf solche Filme auch sehr gerne und oft auf unserer Seite. So war es auch beim Film „Hundswut“, wo Du und Dein Mann ebenfalls mitgewirkt haben.

C B: Da steckt auch so viel Herzblut drin. Auf den ganzen Premieren, bei denen wir dabei waren, gab es so viel positives Feedback und so viele Leute meinten hinterher, dass es so etwas viel öfter geben müsste. Tja…

B K: Ist es heutzutage wirklich so schwer jemanden von einem Projekt zu überzeugen und eine Finanzierung zu erlangen?

C B: Ja, das ist richtig schwer.

B K: Wie sehr freut man sich, wenn es dann ein Film schafft große Aufmerksamkeit zu bekommen?

C B: Total! Gerade wenn es dann auch einen Preis dafür gibt. Ich werde nie vergessen, wie „Wer früher stirbt ist länger tot“ für den bayerischen Filmpreis nominiert war. Da sind wir alle nach Berlin mitgefahren, selbst wenn es nichts geworden wäre, haben wir uns gemeinsam gefreut. Wir durften dann auch gar nicht alle mit rein und waren draußen auf der Straße oder haben uns das im Hotel live angeschaut. Als wir schließlich den Preis gewonnen haben, gab es eine Begegnung auf der After Show Party, die ich auch nie vergessen werde,:als ich mit dem Markus Krojer (Darsteller von Sebastian Schneider im Film und damals 12 Jahre alt) dagesessen bin, kamen Monika und Moritz Bleibtreu und haben ihm zum tollen Film gratuliert. Für mich war Monika Bleibtreu eine der besten deutschen Schauspielerinnen. Das war beeindruckend.

B K: Wie sehr hat sich die Arbeit verändert, seit Du Schauspielerin bist?

C B: Es ist wesentlich weniger Geld für Produktionen vorhanden, es muss schneller gehen und es reden viel mehr Leute mit als früher. Das sind schon mal drei große Punkte.

B K: Du bist ja Münchnerin durch und durch. Hättest Du jemals woanders leben können?

C B: Ja eigentlich schon, aber nicht für immer. Wo ich mal das Gefühl von „hier könnt ich’s aushalten“ hatte, war in Hamburg. Ich finde, die haben einen guten Humor und dort habe ich mich auch wohlgefühlt. Wenn ich jetzt aus München weg müsste, dann wäre Passau für mich die erste Wahl, von den Menschen dort war ich auch begeistert.

B K: Immerhin noch Bayern.

C B: (überlegt) Wenn ich aus Bayern wegmüsste, dann wäre es wahrscheinlich gleich aus Deutschland raus und nach Österreich/Südtirol. Das wäre auch berufliches Interesse, denn die haben wirklich gute Schauspieler und so gute Filme und Serien, wo bei uns oft schon abgewunken werden würde, weil sich hier keiner traut oder überlegen würde, ob man dieses und jenes machen darf. Die Österreicher tun es aber so, dass es nicht aufstößt oder empört, sondern es passt einfach in dem Moment. Außerdem finde ich, die haben so tolle und starke Charakterköpfe in ihren Produktionen. Da spielt es dann gar keine Rolle, ob jemand vielleicht nicht das tollste Modelgesicht oder Aussehen hat, weil der Rest extrem gut rüberkommt und dargestellt wird. Das gefällt mir sehr.

B K: Gerade Charakterköpfe und die dazugehörige Darstellung machen oft einen entstehenden „Kult“ aus.

C B: Genau. Die Engländer machen das z. B. auch gut. Bei uns könnte man sich das viel mehr trauen bzw. auch die Entscheider und Redaktionen manchmal mehr Mut haben so etwas umzusetzen.

B K: Kommen wir wieder zurück zum Thema „München“. Du hast letztes Jahr das erste Mal jeden Tag vom Oktoberfest für MünchenTV gesendet. Wie war’s?

C B: Super. Ich mag die Wiesn ja total gern und habe auch 13 Jahre als Bedienung im Löwenbräuzelt gearbeitet. Als Abendgast mag ich sie nicht mehr so gerne, da sind mir viel zu viele Menschen. Zur Arbeit bin ich aber jeden Tag mit einem Strahlen auf die Wiesn gefahren. Wenn ich zusammen mit meinem Mann mal an einem drehfreien Tag aufs Oktoberfest gehe, dann ist das meistens am Vormittag bzw. in der Früh, wenn die Wiesn gerade aufwacht. Das ist wie mit Weinbeerl (Rosinen). Entweder man mag sie oder nicht. (lacht)

B K: Es hat auf jeden Fall Spaß gemacht zuzuschauen und mit Alex Onken hast Du da ja auch wieder einen guten Partner an der Seite.

C B: Ja, der Alex und ich verstehen uns wirklich gut. Auch hinter der Kamera. Auch hier bin ich wieder sehr dankbar für das ganze Team um mich herum, die mir so wohlgesonnen sind. Ich freue ich mich schon sehr auf die diesjährige Sendung.

Foto: Alexander Reich

B K: Thema „Dankbarkeit“. Eine Herzensangelegenheit von Dir ist „Lichtblick Hasenbergl“ (lichtblick-hasenbergl.org) Wie lange bist Du da schon dabei?

C B: Seit über 20 Jahren. Ich glaube, ich habe die Johanna (Hofmeir, Gründerin) 2004 oder 2005 bei einem Golfturnier kennengelernt. Da hat jemand die Tombola zu ihren Gunsten veranstaltet. Als sie dort geredet hat, merkte ich, wie sehr sie für ihre Sache brennt und bin zu ihr hin. Ich meinte: „Ich weiß noch nicht wie oder mit was, aber ich möchte Sie gerne unterstützen.“ Das hat dann damit angefangen, dass ich Kleidung in unserer Garage gesammelt habe, die sie für Kinder und auch Erwachsene gebrauchen konnte. Das ist so weit gegangen, dass wir nicht mehr in unsere Garage konnten, weil so viel Anziehsachen drin waren. (lacht) Seit ein paar Jahren versuche ich, sie 1x in der Woche in der Kleiderkammer zu unterstützen. Wir veranstalten auch zweimal im Jahr Golfturniere (ein großes und ein kleineres zugunsten Lichtblick Hasenbergl. Ich versuche das Thema auch immer zu streuen, egal wo ich bin, weil es wichtig ist, dass es in aller Ohren ist. Es ist wirklich Wahnsinn, was Johanna Hofmeir da aufgebaut hat und sie und ihre Mitarbeiter leisten. Man kann Geld, aber auch einfach nur Zeit für die Einrichtung spenden.

B K: Corinna, was ist Deine persönliche bayerische Lieblingsserie?

C B: (überlegt) Es ist wirklich etwas Altes. Ich glaube, es ist immer noch „Polizeiinspektion 1“. Wenn ich die sehe, herrlich. (schwärmt und überlegt weiter) Mei, wenn ich da wieder anfange, dann sag ich auch „Irgendwie und Sowieso“ und noch etliche andere. Aber…nein, ich bleibe bei „Polizeiinspektion 1“, weil das bei mir tief mit meiner Kindheit verbunden ist. Und natürlich „Meister Eder und sein Pumuckl“. (lacht)

B K: Wie findest Du „Neue Geschichten vom Pumuckl“?

C B: Super! Auch weil ich den Flocki (Florian Brückner als Meister Eders Neffe) so gerne mag. Ich finde, er macht das wirklich toll. Auch die Ina Mehling (spielt in der Serie Bärbel Eder) ist eine liebe Freundin von mir. Es war auch wichtig, dass der Pumuckl so geblieben ist, wie er war und nicht irgendwie modernisiert und „verdünnt“ wurde. Dann wäre es nicht mehr der Pumuckl. Ich bin mir sicher, dass es Gustl Bayrhammer sehr gut gefallen hätte und er auf seinen Nachfolger sehr stolz wäre.

B K: Ein besseres Kompliment für Florian und die Macher gibt es wohl nicht. Danke Corinna für das Gespräch und Deine Zeit.

C B: Nix zu danken! Ich danke Dir.

 
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