Interview mit Maximilian Brückner

(17.01.2014 Bayerischer Hof/München)

Beim Pressetermin zum neuen Gerhard Polt Film "Und Äktschn!"

http://www.undaektschn.de

Das Gespräch fand zusammen mit Evi von der Fanseite http://efi-de.com/maxgesucht statt.

Bayerische Kultserien: Max, als Du gehört hast, Du sollst beim neuen Polt-Film mitspielen, was war da Dein erster Gedanke?

Maximilian Brückner: Das Lustige war, dass mich der Gerhard selber angerufen hat. Ich habe vorher mal mit der Gisela (Schneeberger) zusammengearbeitet und sie hat mich daraufhin vorgeschlagen. So etwas Absurdes habe ich vorher noch nicht erlebt. Man denkt überhaupt nicht daran und auf einmal ist der Polt am Telefon. Mit der Art wie er etwas formuliert ist es schon fast wieder wie beim Kabarett. Ich hab mich dann natürlich erst mal wahnsinnig gefreut und gleich meinen Brüdern erzählt: „Ich spiel´ beim Polt mit!“ (lacht) Ich konnte mich danach erst langsam daran gewöhnen, weil es noch eine Zeit gedauert hat, bevor der Film zustande gekommen ist. Dass ich mal mit dem Gerhard Polt drehen darf, hätte ich nie geglaubt!

B K: Ich nehme mal an Du warst davor auch schon Polt-Fan?

M B: Mal ganz ehrlich: Wer nicht?! Jeder, der in Bayern aufwächst, hat eine Riesenlücke in seinem Leben.

B K: Ich hab auch gehört, Deine Familie war schon ein bisschen neidisch…

M B: Ja klar. Das ist auch vollkommen verständlich. (lacht) 

Evi von „Gesucht wird: Maximilian Brückner“: Und wie war dann das Drehen mit ihm?

M B: Es hört sich immer blöd an, wenn man sagt „die Arbeit war so toll!“ usw. Aber der Gerhard hat eine ganz eigene Art. Der ist sehr intelligent, total angenehm und wahnsinnig höflich. Wir haben das Ganze in (überlegt) ich glaube 23 Drehtagen geschafft und hatten auch einige Nachtszenen. Immerhin ist der Gerhard ja schon 70 Jahre alt, aber er war immer zu jedem, egal wer das war, total höflich und nett. Da sitzt man dann so und denkt „So möchte ich das auch mal schaffen!“. Schauspielerisch kommt man sowieso nicht an ihn ran. Keine Chance! Ihm zuzuschauen ist ein Genuss. Er spielt ja die Szenen nicht auswendig runter, sondern verändert auch in jeder Wiederholung mal die Sätze. Zusammen mit den anderen tollen Schauspielern war das ein echtes Zuckerl. (lacht)

B K: Fängt man da nicht auch beim Drehen automatisch an zu lachen?

M B: Ja freilich. (lacht) Wenn man eine Rolle einnimmt, dann kann man sich zwar einigermaßen zusammenreißen, aber es ist schon der Hammer wenn man ihm zuschaut. Er könnte auch nur aus einem Buch vorlesen und man würde sich wegschmeißen vor Lachen. (grinst)

Evi: Manche Momente im Film muss man ja auch erst mal verdauen. War es schwer diese Szenen zu spielen?

M B: Nein, überhaupt nicht. Das sieht man ja auch erst, wenn der Film geschnitten wird. Die Szenen an sich sind ja total lustig. Wenn man sie im Gesamten sieht, dann ist es wie immer bei Polt-Filmen: Dir bleibt das Lachen im Halse stecken. Das zeichnet ihn auch aus. Es ist eine Revue durch alle Generationen zum Thema Adolf Hitler und der jeweiligen Haltung dazu. Man macht öfter mal einen Scherz darüber und hier wird aufgezeigt wie unangenehm dieser flapsige Umgang damit sein kann. „Und Äktschn!“ enthält nicht nur Schenkelklopfer und einen Kalauer nach dem anderen, sondern der „kommt auch von hinten“. Man denkt relativ lange noch über diesen Film nach. Ich war davon sehr fasziniert. Es wird auch Diskussionen oder Streitgespräche dazu geben, weil es einige nicht verstehen werden, glaub ich.  Es gibt ja nur einen, der sich über die Jahre mit seiner Intelligenz die Legitimität erarbeitet hat, mit so einem Thema gut umgehen zu können und das ist der Polt. Es wird einige geben, die sagen werden „Nicht schon wieder übern Hitler“ und „Des muass ma doch moi ganz anders sehen!“ usw.

Evi: Alles aus der Feder von ihm persönlich?

M B: Klar bastelt man während dem Spielen ein bisschen herum, aber die Texte stammen alle von ihm, ja.

B K: Ein Merkmal von Gerhard Polt-Filmen ist ja auch, dass man sie immer wieder anschauen kann oder vielleicht auch immer wieder anschauen muss.

M B: Es gibt nicht viele Filme, die dieses Niveau haben. Das Angenehme ist ja, dass sich das Intellektuelle mit dem Witz gut mischt.

B K: Immer wieder stellt man fest, dass Figuren, die von Gerhard Polt gespielt werden, immer auch im realen Leben zu finden sind…

M B: Der Gerhard hat ja mal gesagt, dass er sich nur ins Wirtshaus setzen muss. Das macht es eigentlich auch noch erschreckender.

B K: Hast Du auch schon mal in Wirklichkeit so einen Typen wie den „Pospiech“, den der Gerhard im Film spielt, getroffen?

M B: Vielleicht jetzt nicht genau so einen, aber schon Leute, die gesagt haben „Naja, also man kann nicht nur über den Adolf Hitler schimpfen, er hatte auch gute Seiten.“ usw. Solche gibt’s immer. Meistens Leute der älteren Generation, die vielleicht auch ein schlechtes Gewissen haben und damit versuchen sich zu rechtfertigen. Es ist ein schwieriges Thema.

B K: In „Und Äktschn!“ spielst Du ja den Neffen von Gerhard Polt und stehst auf Trash-Filme. Gibts da mit Dir als Privatmensch Gemeinsamkeiten?

M B: (überlegt) Hm, ich hab erst gestern auf Youtube einen Film gesehen, bei dem Tiere lustig synchronisiert worden sind, aber ich weiß nicht ob man das unbedingt als „Trash-Film“ bezeichnen kann. Mit der Figur im Film hab ich relativ wenig gemeinsam. Er ist ja jetzt auch nicht unbedingt der Hellste. (lacht) Bei mir ist das hoffentlich nicht ganz so schlimm. Ich spiele halt die Generation, die sich nicht viel Gedanken macht. Hauptsache es macht „bumm, bumm“ und man kann über irgendeinen Scheiß lachen.

Evi: Es gibt im Film eine kleine Stunt-Szene mit dem Auto. Bist Du da selber gefahren?

M B: Das schöne an kleinen Produktionen ist, dass es wenig Geld für Stuntmänner gibt. (grinst) Da kann man schön improvisieren und es selber machen. Genauso wie die Nummer mit dem Ohrwaschl, die ja total schräg ist. Da sind wir ungefähr drei Stunden in Salzburg rumgelaufen und haben die Leute verarscht.

Evi: Eine Freundin von mir, die Dich dabei gesehen hat, hätte beinahe die Polizei gerufen.

M B: (lacht) Ja, da hab ich mich schon ein bisschen aufgeführt. Aber so war es zumindest echt und die Rolle hat dann ja gut funktioniert. (grinst)

Evi: Also waren die Autostunts auch von Dir?

M B: Ach, das waren ja keine Stunts. Ein bisschen bremsen und Gas geben kann ja jeder. Zumindest auf dem Land. Normalerweise kriegt man dafür Strafzettel, ich krieg auch noch Geld dafür. (lacht)

B K: Du schlüpfst ja bei Deinen Filmen schon immer wieder in verschiedene Rollen. Das ist Dir schon wichtig, oder?

M B: Ja, das versuche ich schon immer zu machen. Genau wie mit dem bayerischen Dialekt. Ich bin durch und durch Bayer, da gibts überhaupt kein Radi, aber mir ist auch das Hochdeutsche wichtig. Ich spiele auch gerne Rollen in Hochdeutsch. Das dauert immer so zwei bis drei Tage, bis ich mich assimiliere. Ich finde das aber sehr wichtig, weil so mein Spektrum immer größer wird. Wiederum bin ich sehr froh, dass man wieder Dialekt machen kann. Als Bayer wurde man immer so in eine Ecke gedrängt. Das ist in anderen Bundesländern weniger der Fall. Ich schau aber schon, dass ich verschiedene Dinge mache, damit man nicht gleich in eine Schublade gesteckt wird. Letztes Jahr habe ich viele tolle Sachen gedreht, die ich bisher noch nie gemacht habe und das macht Spaß!

 

Evi: Aber bei Deinem Hochdeutsch hört mans schon ein wenig raus…

M B: Aber nur wenn mans gewöhnt ist, dann ja. Letztens haben wir „Clara Immerwahr“ gedreht, ich spiele da den Fritz Haber mit Vollglatze und habe beim Casting mit allen Bayrisch geredet, im Film aber Hochdeutsch. Den Cutter, der den Film geschnitten hat (Paul Sedlecek), habe ich letztens auf einer Filmpremiere getroffen, und er fragte: „Bist du der ...? Ach was, du bist das?“. Ich habe mit ihm zuvor Bayrisch geredet. Dadurch hat er mich nicht erkannt. Dann ist es ihm langsam gedämmert: „Eine Stelle gibt es, da habe ich mich immer gewundert, wo kommt der her?“ Da ist anscheinend etwas, das hat man immer drin. Ich habe dann „München Mord“ direkt danach gedreht, mit dem Alexander Held. Da werden einige blöd schauen, weil ich in einem bayerischen Film Hochdeutsch spreche. Aber es hätte nicht gepasst, da meine „Film-Schwester“ sehr Hochdeutsch spricht.

B K: Du spielst außerdem noch den „Brandner Kaspar“ am Volkstheater, führst selber Regie am Theater und bist sehr gefragt als Fernseh- und Filmschauspieler. Kommt da nie Stress auf?

M B: Wir haben auch daheim gerade viel Arbeit. Ich genieße es aber und man weiß nie für was das alles gut ist. Selbst wenn etwas nicht hingehauen hat, sage ich mir einfach immer wieder: Es kommt genau so wie der da oben es gewollt hat. Man jammert immer so schnell, packt aber auch so viel, wenn an will. Es ist einiges möglich. Da müssen andere Menschen in anderen Ländern viel mehr aushalten. Man kann froh sein, wenn man arbeiten kann, auch in Deutschland. Wenn man als Schauspieler was zu tun hat, dann sollte man zufrieden sein.

Evi: Apropos deutscher Schauspieler: Renn bei der Berlinale nicht wieder am roten Teppich vorbei!

M B: (überlegt) Ich bin da auf gar keinem roten Teppich. Aber ich versuche es beim nächsten Mal. Manchmal komme ich mir bei solchen Anlässen eben nur blöd vor. In München kennen mich die Leute vielleicht…(stockt) vielleicht auch in Berlin, aber….naja. (lacht) Ich hänge mir einfach ein Schild um wo draufsteht „Wissen sie eigentlich wer ich bin?“

B K: Der rote Teppich ist also nicht so Deins?

M B: Doch ich mag das schon. Es ist ja auch eine Anerkennung. Ein bisschen Glitzer und Glamour tut ja auch der Seele gut. Es wäre verlogen, wenn man sagt, das schmeichelt einem nicht. Ich weiß bloß nicht wie ich bei den Fotos schauen soll. Beim Film hast du wenigstens eine Rolle oder eine Haltung.

B K: Bleiben wir doch ein bisschen bei der bayerischen Film- und Serienlandschaft. Da trauern die Leute immer noch den großen Namen hinterher, die ja alle schon nicht mehr leben...

M B: Ja, ich auch…

B K:wie Gustl Bayrhammer, Toni Berger, Helmut Fischer. Ehrt es dich, wenn die Leute sagen: Der Maximilian Brückner ist eigentlich wieder so einer, der in die Riege vielleicht reinkommen könnt?

M B: Das hat noch keiner zu mir gesagt, aber wenn es jemand sagen würde, auf alle Fälle, weil ich mich eher als Volksschauspieler sehe. Ich finde und habe dies auch schon ein paar mal gesagt, dass ein Schauspieler immer fürs Volk spielt. Für wen soll er es sonst machen? Würde er es nur für die Kunst machen, dann wird es eng für ihn, denn dann hocken da nur fünf Leute im Kino oder im Theater. Ich find das ist etwas Schönes. Vor allem mit Gustl Bayrhammer und Hans Brenner hätte ich wahnsinnig gern gedreht. Aber die habe ich grad so verpasst. Dafür hab ich jetzt mit dem Gerhard gedreht. (grinst) Das ist für mich eine große Sache. Es gab mal eine Phase, wo es eher peinlich war bayerisch zu sein und Lederhosen und Tracht zu tragen. Das hat eine Renaissance erlebt.

B K: Für viele begann es mit dem Rosenmüller-Film „Wer früher stirbt ist länger tot“…

M B: Stimmt, der hat das ganze angestoßen.

B K: …bei dem Du ja auch eine Rolle hattest.

M B: Aber nur eine ganz kleine. (lacht)

B K: Gefällt Dir die bayerische Filmlandschaft momentan?

M B: Absolut! Ich glaube da kommt auch noch ganz viel. Man muss schauen wie weit man das noch ausreizen kann. Zum Beispiel könnte der österreichische Film für den bayerischen ein gutes Vorbild sein. In gewisser Weise wie der Polt-Film, der an gewisse Grenzen geht und der einfach mal ein bisschen bösartiger ist. So was kann ich mir noch vorstellen. Aber ansonsten läuft das ja wunderbar. Man muss auch nach neuen Wegen schauen. Es ist alles möglich und man kann durchaus wieder Bayrisch reden im Film.

Evi: Apropos „neue Wege“…Was kommen denn für neue Projekte nach der Berlinale?

M B: Danach drehe ich zusammen mit dem Flo (Florian Brückner, seinem Bruder) einen historischen Film. Das ist eine kleine Rolle.

B K: Letzte Frage: Gibt’s für Dich eine bayrische Lieblingsserie oder Lieblingsfilm, egal ob Du jetzt selber mitgespielt hast oder nicht?

M B: (überlegt)Einer der schönsten Filme ist immer noch „Herbstmilch“ von Joseph Vilsmair und als Serie „Irgendwie und Sowieso“. Da geht nix drüber,  weil das so anarchisch war. Da könnte es vielleicht mal wieder hingehen. Aber da muss viel passen. Für mich ist die Serie immer noch unerreicht.

B K und Evi: Max, danke für das Gespräch!

M B: Gerne!

 

 
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