Interview mit Matthias Koßmehl

(Theater Heppel&Ettlich/München)

Schon bei einem kurzen Zwischengespräch, während des Kurzfilmabends im Heppel, erfahre ich wie verbunden der Jungregisseur Matthias Koßmehl mit bayerischen Kultserien ist. Bereits sein Vater hat nämlich als Grafiker u.a. für Produktionen wie Irgendwie und Sowieso und Madame Bäuerin gearbeitet. Beides aus der Feder von Franz X. Bogner. Beste Voraussetzungen also, um mal nachzufragen, ob nach dem Kurzfilm „Welcome to Bavaria“ die Lust auf weitere Filme besteht und vielleicht ein neues Regie-Talent heranwächst...

http://www.welcometobavaria-film.de

 

Bayerische Kultserien: Ich glaube den Film werden viele Leute mögen. Wo wird er denn in Zukunft noch zu sehen sein?

Matthias Koßmehl: Im Prinzip hat es ja mit den Vorführungen gerade erst angefangen. Nachdem er im September fertig gestellt worden ist, hatte er im November in Dießen Premiere. Am 31.01. gibt es in der Muffathalle eine Vorführung (Eröffnungsfilm beim „Flimmern & Rauschen“-Festival) und im März in Würzburg beim „Internationalen Filmwochenende“ und auf dem Landshuter Kurzfilmfestival. Ich hoffe aber, dass wir ihn in diesem Jahr noch öfter in Bayern sehen werden. Fernsehpremiere hatte er übrigens auch schon im November beim WDR und beim „Einsfestival“.

B K: "Welcome to Bavaria" hat heut bei der Kurzfilmnacht vom Publikum den goldenen Heppel“ bekommen. Hat der Film denn schon mehrere Preise gewonnen?

M K: Naja, bisher war er ja erst bei zwei Festivals zu sehen und wurde da jeweils von dem gleichen Film knapp geschlagen. (lacht) Es wäre schön wenn er noch irgendwo etwas gewinnen würde, aber es wäre auch nicht schlimm, wenn es nicht so ist. Es hat einfach echt viel Spaß gemacht den Film zu verwirklichen. Deswegen freut es mich einfach wenn er den Leuten gefällt und er gesehen wird.

B K: Wo und wie lange wurde für den Film gedreht?

 

M K: Witzigerweise ist der Film ja nicht in Bayern, sondern in Südtirol gedreht worden. Das hatte auch den Grund, weil ich dort ja studiert habe und „Welcome to Bavaria“ mein Abschlussfilm war. Obwohl das in Bozen eigentlich eine Design-Hochschule ist. Die gaben mir aber den Freiraum auch einen Film, statt eines Graphikdesigns abliefern zu dürfen. Das Thema „Film“ hat mich auch schon vor meiner Zeit an der Uni interessiert. Ein bisschen seltsam war es allerdings schon an einer italienischen Schule einen bayerischen Film zu machen. (lacht) Die Berge sind ja dort auch sehr nah. Aber unabhängig davon, war ja meine Motivation, das Thema „Immigration“ und das war damals auch in Italien aktuell. Ich hatte eigentlich überlegt eine Dokumentation zu machen, aber dann wollte ich nicht so ein typisches Flüchtlingsdrama oder ähnliches produzieren und hab mich dafür entschieden, es in eine Komödie zu verpacken. Ein ernstes Thema mit etwas Lustigem zu transportieren. Um wieder auf das Thema „Drehort“ zurückzukommen (grinst), ich hatte eben die Idee eines einsamen Grenzpostens auf einem Berg, wo ein Grenzer die scheinbar total bescheuerte Aufgabe bekommt, mitten in den Alpen eine Grenze zu bewachen - die eh keinen interessiert - und ihm dann vor eben dieser Postkartenkulisse urplötzlich ein afrikanischem Flüchtling gegenüber steht. Damit fing aber auch das Problem an, die richtige Location zu finden. Wo findet man so einen Ort? Ich bin dann mit meinem Vater in ganz Bayern rumgefahren und hab mir alles Mögliche angeschaut. Aber entweder gab es einen Hügel, bei dem aber das Panorama fehlte oder aber es gab ein 1a Panorama aber keinen Hügel und/oder keine Hütte usw. Nachdem wir dann auch in Österreich und Südtirol einiges an Benzin verfahren haben, haben wir's irgendwann aufgegeben und uns einfach entschlossen die echten Aufnahmen mit ihm Trickstudio gedrehten Modellaufnahmen zu kombinieren. Was letztendlich auch ganz gut zum satirischen Charakter des Films gepasst hat. Gedreht haben wir dann so 3-4 Tage, was auch länger als geplant war, da am ersten Tag eine Kamera ausgefallen ist.

B K: Du hast also Kunst und Design in Bozen studiert und kommst gar nicht, viele andere, von der Filmhochschule?

M K: Ja, richtig. Wobei ich ja aus einer filmaffinen Familie stamme. Mein Vater hat früher als Szenenbildner und Grafikdesigner fürs Fernsehen gearbeitet. Eigentlich wollte er mal Kameramann werden und hat damals sogar Luis Trenker angeschrieben, der ihm tatsächlich geantwortet hat. So kam mein Vater dann über einige Umwege zum Bergfilm. Der Background war schon da. Ich bin also schon mit einer Filmfaszination aufgewachsen.

B K: Es gibt ja schon einen Kurzfilm von Dir („Requiem für eine Krämerseele“), der auch so ein bisschen bayerisch ist. Bist Du heimatverbunden?

M K: Hast du den etwa gesehen?  Naja, ich bin halt mehr als 20 Jahre in Bayern aufgewachsen, da ist es ganz normal, dass man Filmprojekte macht, die in der Heimat spielen. Zumal ich jetzt noch nicht sooo viel herumgekommen bin in Welt. (lacht)

B K: Na immerhin warst Du schon in Bozen…

M K: (grinst) Ja, genau! Ich würde aber nicht sagen, dass ich deswegen auf Dauer „Heimatfilme“, oder wie man das nennt, machen werde. Ich würde auch nicht immer Filme mit Dialekt machen. Ich suche mir halt Themen, die mich interessieren und versuche diese in einem bestimmten Rahmen umzusetzen.

B K: Andere junge Regisseure fragen sich jetzt wahrscheinlich, wie Du es geschafft hast, Maximilian Brückner oder Heinz-Josef Braun für Deinen Film zu gewinnen?

M K: Das ist natürlich ein Betriebsgeheimnis. Ich hab immer alle gekriegt, die ich wollte. (lacht) Aber im ernst, natürlich gehört da schon Glück dazu. Ich hab eigentlich nur meine Idee den einzelnen Leuten präsentiert. Scheinbar hat sie ihnen auch gefallen, da müsste man mal noch die Schausspieler fragen. (grinst) Mit dem Christoph „Stofferl“ Well (ehem. „Biermösl Blosn“), der ja auch den Soundtrack gemacht hat, habe ich davor nur eine Stunde telefoniert und er war sofort dabei. Ich glaube wenn man halt überzeugt von seiner Sache ist, dann merken das eben auch solche Leute und sind gerne bereit dazu.

B K: Geld für eine Gage ist ja nicht wirklich vorhanden…

M K: Nein. Jeder, vom Schauspieler bis zum Setrunner, haben da nicht mitgemacht um etwas zu verdienen. Sondern einfach weil sie auch begeistert waren.

 B K: Wie ist die Arbeit mit einem „Star“ wie Maximilian Brückner?

M K: Es ist natürlich super, wenn man auch mal mit so einem bekannten Schauspieler wie ihm arbeiten kann, weil das auch eine gewisse Professionalität ins Team bringt. Der Max ist ja auch total umgänglich und hat null Allüren oder ähnliches. Ein Handwerker halt! (grinst) Es hat echt Spaß gemacht mit ihm. Genauso wie mit dem Charly (Heinz-Josef Braun).

B K: Wird’s denn jetzt noch weitere Filme von Dir geben bzw. gibt es schon weitere Projekte?

M K: (grinst) Ich hoffe schon. Momentan arbeite ich an einem Dokumentarfilm. Das wird eine Langzeitdoku, für die ich einen Protagonisten jetzt schon seit drei Jahren begleite. Da bin ich also eigentlich schon mittendrin und habe das nur für „Welcome to Bavaria“ unterbrochen. Cool wäre es schon wenn ich in ein paar Jahren mal einen Spielfilm machen könnte, aber das wird man sehen.

B K: Gibt es bestimmte Schauspieler, mit denen Du gerne etwas realisieren würdest?

M K: Kann ich jetzt so nicht sagen. Es gibt viele richtig gute Schauspieler, mit denen es tolle wäre zu drehen, aber das würde immer auf die Idee und auf das Projekt ankommen. Bei „Welcome to Bavaria“ habe ich mir halt einfach den Maximilian Brückner in der Rolle vorgestellt und gehofft, dass es mit ihm klappt.

B K: Wie findest Du es denn, dass im Moment viele bayerische Filme ins Kino kommen?

M K: Ich finde es gut, weil bayerisch ein schöner Dialekt ist und man diesen auch am Leben halten sollte. Allerdings besteht schon die Gefahr, dass einfach viele Produktionen auf diesen Zug aufspringen und zwanghaft regional werden, weil das gerade gut läuft. Ob das dann immer gut ist, bezweifel ich. Bei „Welcome to Bavaria“ war es einfach situationsbedingt und nicht weil „bayerisch“ gerade so IN ist. Im Prinzip könnte diese Geschichte aber überall spielen.

B K: Ich glaube die Frage nach Deiner bayerischen Lieblingsserie haben wir vorher schon geklärt oder?

M K: Ja, (lacht) „Irgendwie und Sowieso“ ist einfach wirklich klasse. Die Folgen kann ich mir einfach immer wieder anschauen.

B K: Vielen Dank Matthias! Ich wünsche Dir noch viel Erfolg mit dem Film und weiteren Projekten!

 

 
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