Interview mit Maximilian Krückl

(19.12.2013)

Bayerische Kultserien: Erste Frage: Lieber Pfarrer, Kommissar, Bergretter oder Arzt?

Maximilian Krückl: (lacht) Pfarrer.

B K: Warum?

M K: Wenn ich am Set bin und das Pfarrer-Kostüm trage, dann habe ich immer das Gefühl gut angezogen zu sein. (lacht) Beim Kommissar gibt es viele Nuancen, die man spielen kann oder muss, aber beim Pfarrer ist es ein relativ klares Bild. Der ist immer da, muss helfen, zuhören und darf selber nicht werten. In der Rolle fühle ich mich wohl. Das ist das schöne am Pfarrer.

B K: Kommt das noch aus Deiner Kindheit?

M K: Ich war ja als Kind Ministrant und Fackelträger und habe mir damals schon bei den ganzen Geschichten in der Kirche gedacht: Da ist die Welt noch in Ordnung. (lacht) Beim Drehen hab ich das dann auch immer so empfunden. Die Rolle überträgt sich irgendwie und man ist gelassener und stressfreier. Irgendwie färbt das ab und es ist eine angenehme Atmosphäre. Ganz eigenartig.

B K: Wie wäre Deine Fernsehkarriere ohne die Kultserie "Familie Meier" verlaufen, oder hätte es dann überhaupt eine gegeben?

M K: Das war einfach ein Riesenglück. Bei uns in der Familie hat ja keiner etwas mit Schauspielerei zu tun, aber ich wollte das schon immer machen.

B K: Du warst damals 12 Jahre alt, oder?

M K: Ja. Ich bin damals immer zum Bavaria-Filmstudio mit dem Radl gefahren, weil wir da in der Nähe gewohnt haben und hab immer den Pförtner gefragt, ob ich da irgendwo mitspielen kann. (lacht) Da bekam ich ein Jahr immer wieder die Antwort "Ich kann dich da nicht reinlassen, aber besuchst mich halt mal wieder." Irgendwann bin ich dann tatsächlich mal reingekommen und zufälligerweise war dort ein Indianerdorf aufgebaut, wo ich dann ein bisschen gespielt hab. Erwischt wurde ich dann von der Wach- und Schließgesellschaft und die haben mich natürlich mitgenommen und mir mit meinen 11 1/2 Jahren eine Standpauke gehalten. Das wäre Sachbeschädigung und unerlaubtes Eindringen ins Gelände und sie würden es meinen Eltern sagen. Natürlich habe ich geweint und erklärt, dass ich doch nur irgendwo mitspielen wollte. Als die mich dann schon mit der Polizei heimfahren wollten, war dort auf dem gegenüberliegenden Parkplatz eine Kinderagentin, die mitgekriegt hat wie sehr ich weine. Sie hat dann gesagt "Wenn du unbedingt wo mitspielen willst, dann bring mal ein paar Fotos von dir vorbei.". Das habe ich dann gemacht. Bei dieser Agentin gab es öfter mal so genannte "Regisseurtage", bei denen Kinder für Produktionen ausgesucht wurden. Mit der Hoffnung auf eine Komparsenrolle habe ich dann aber nur Tee und Kaffee servieren dürfen, was ich aber toll fand. Tatsächlich hat dann mal der Franz Xaver Bogner gefragt, wer denn der Bua is, der da bedient. Als ich mich ein bisschen mit ihm unterhalten habe, hat er gesagt "Hier sind zwölf Bücher. Wir drehen im August!". Daheim hat mir das dann keiner geglaubt. Wir haben dann ca. zwei Jahre gedreht und eines Tages hat mich der Karl Obermayr zur Seite genommen und gemeint "Wenn du das wirklich richtig machen willst, dann musst du Theater spielen!". Da war ich dann 15 Jahre alt und hab ihn gefragt "Und wo geh ich da wieder hin?" (lacht) Da hat der Obermayr gesagt "Jetzt stell ich dir die Ruth Drexel und den Hans Brenner vor und die lernen dir das Theater spielen.". Und so bin ich danach nach Telfs (Ruth Drexel war dort die Leiterin der Tiroler Volksschauspiele) und hab dort gespielt. Theater fand ich nämlich auch lustig. (grinst)

© ARD Degeto/Stefan Haring

B K: Also war der Franz X. Bogner Dein Entdecker...

M K: Ja stimmt. Zwischen dem Theaterspielen habe ich auch immer wieder im Fernsehen gespielt bis ich ungefähr 17 war. In der Schule war ich dann auch nicht sehr oft, weil ich ja immer gearbeitet hab. (grinst) Dann meinte die Ruth Drexel eines Tages zu mir "Jetzt bist du ja mit deiner Ausbildung sozusagen fertig. Ich mache in München ein Volkstheater auf. Magst du da festes Mitglied werden?". Dort bin ich dann geblieben bis ich 27 war. Im Anschluss habe ich begonnen intensiver Filme für das Fernsehen zu machen. Da kamen dann auch die ganzen Serien, "Im Schatten der Gipfel", "Wildbach" etc. Irgendwann hab ich mir dann überlegt, was man in dem Bereich noch alles so machen könnte. Bis dahin hatte ich ja alles ganz gut geschafft. (lacht) "Drehbücher schreiben finde ich auch lustig, das könnte ich auch machen!" hab ich mir gedacht. Zwischendurch habe ich auch Musik gemacht, weil ich ja schon seit meiner Kindheit Trompete gespielt habe. Da habe ich auch einige Liedertexte geschrieben, z.B. auch den Titelsong für "Dahoam is Dahoam". Da habe ich halt auch gemerkt wie vielfältig dieser Beruf sein kann. Ein bisschen Regie habe ich auch noch gemacht. Unter anderem die Sissi-Festspiele im alten Hof in München.

B K: Der Titelsong von "Dahoam is Dahoam" ist tatsächlich von Dir?

M K: Ja, das steht auch im Abspann, der ja aber immer sehr schnell durchläuft. (grinst) Da hab ich nur einen Komponisten gebraucht, weil ich das nicht kann. Es ist also ein Lied von Andreas Bärtles und mir. An der Konzipierung der Serie habe ich auch mitgearbeitet und mir eigentlich auch selber eine Rolle reingeschrieben. Das war der Xaver, den jetzt der Michael Schreiner spielt. Da war es dann im Endeffekt einfach so, dass ich nicht jeden Tag das Gleiche machen wollte. Bis dahin hatte ich ja nie von etwas eine Ahnung, bevor ich es gemacht habe und wollte mir die Freiheit erhalten weiterhin andere Dinge tun zu können. (lacht) Es ist natürlich Luxus, denn gerade in der heutigen Zeit ist es ja nicht schlecht, wenn man als Schauspieler bei so einer langen Serie dabei sein kann. Ich komme aber besser damit zurecht, nur für eine überschaubare Zeit gebunden zu sein. Ich bin einfach zu neugierig auf Dinge, die mir wieder einfallen. (lacht) Als Texter habe ich sogar vier goldene Schallplatten geschafft.

B K: Du erzählst das alles so, als hättest Du nebenbei einfach nur immer irgendwas probieren müssen und das klappt dann schon. Da ist ja doch auch sehr viel Talent vorhanden...

M K: Ja schon. Ich glaube aber einfach auch, dass ich ein sehr gutes Gespür für etwas habe. Und ich bin eigentlich immer sehr fleißig. Wenn ich was mache, dann mach ich es richtig. Egal wie lange es dauert.

B K: Und sehr hartnäckig bist Du wohl auch, wie man schon als Kind gemerkt hat...

M K: (lacht) Ja das bin ich.

B K: So ganz nebenbei sitzen wir auch noch in einer schönen Frühstückspension, die Dir gehört.

http://www.pension-sonnenblick.info

M K: Mein Vater hat immer gesagt "Du kannst von diesem Beruf sicher nicht immer leben und du hast nichts gelernt." Darauf hab ich gesagt "Ja, das stimmt." (lacht) Ich hab ja immer gedreht und Theater gespielt. Er meinte zu mir "Du musst dir irgendwas kaufen, das dir Sicherheit bringt." "Und was ist das Papa?" "Entweder kaufst du dir eine Wirtschaft, eine Frühstückspension oder einen Gemischtwarenhandel." (grinst) Dann habe ich mir gedacht, dass eine Frühstückspension auch lustig wäre und habe mich auf die Suche nach einer gemacht und habe diese hier vor ca. 14 oder 15 Jahren gefunden.

B K: Zweifacher Familienvater bist Du ja außerdem noch. Ein gutes Zeitmanagement musst Du aber schon haben, oder?

M K: Ich arbeite wirklich sehr viel nachts. Ich glaube das ist auch eine Art Erfolgsgeheimnis. Wenn die anderen schlafen ist mein Vorteil, dass ich schneller bin. (lacht) Das hat allerdings zur Folge, dass ich irrsinnige Schlafstörungen habe, mit denen ich zurecht kommen muss. Manchmal ist das zwar ganz lustig, aber wenn du dann so einen Rhythmus hast, bei dem du gar nicht mehr schlafen kannst, ist das echt stressig und nervt. Wirklich spät kann ich dann auch nicht aufstehen, weil meine Kinder ja auch was vom Vater haben wollen. Ich und meine Frau sind aber ein gutes Team.

B K: Lass und noch mal kurz zur "Familie Meier" zurückgehen, bei der Du ja, trotz Unerfahrenheit, gleich eine relativ tragende Rolle hattest...

M K: Ja, das hat mich auch überrascht. Ich dachte halt, dass es da einen Papa, die Mama, eine Schwester und den Bruder gibt, der dann nicht so oft dabei sein wird. Tatsächlich war es aber echt eine große Rolle. Mein ganzes Leben hat sich dadurch natürlich umgestellt. Meine ganzen Freunde sind Fußballspielen gegangen und ich bin im Studio bzw. in der Wohnung gestanden, in der wir gespielt haben. Ich war ja auch nur in meiner Schule um mal wieder zu fragen ob ich freigestellt werden kann. (grinst) Natürlich haben die sich auch Sorgen gemacht und wollten mit mir eine Berufsberatung machen, weil sie mich immer gefragt haben, was ich denn danach machen will. "Da mach ich dann Theater." hab ich gesagt, weil das dann schon klar war. (lacht) Ich hatte also immer schon vorgesorgt und habe dem Ganzen vertraut.

B K: Bist Du damals auch schon auf der Straße erkannt worden?

M K: Ja, das war auch immer ganz komisch für mich. Ist es heute noch. (lacht) Wenn ich beim Einkaufen bin denk ich mir schon noch oft "was schaun's denn heid alle wieda so!" (grinst) Es ist allerdings wirklich immer positiv, denn die Leute freuen sich, wenn sie mich sehen. Das könnte schlimmer sein.

B K: Du hast ja gleich große Kaliber als Kollegen gehabt. Karl Obermayr, Marianne Lindner....

M K: Das war unglaublich. Das waren so tolle Kollegen. Die haben so "gemenschelt", das war der Wahnsinn. Keine Allüren, wie ich es später auch mal erlebt habe. Wenn ich einen Tag hatte, an dem ich nicht gleich meinen Text konnte und mir Sorgen machte, dann hat der Karl Obermayr auch nur gemeint "Ach mei, des is nur a Film." (grinst) Der Franz (Xaver Bogner) hat mich spielen lassen und der Karl war derjenige, der mich ermutigt hat und gesagt hat "Du musst weiter spielen! Geh auf eine Schauspielschule oder an Theater!". Auf eine Schule wollte ich dann nicht, weil ich ja froh war gerade aus einer herausgekommen zu sein. (grinst) Dem Obermayr hab ich sehr viel zu verdanken. Ich war ja noch so wahnsinnig jung und konnte mit Leuten arbeiten wie Beppo Brem, Gustl Bayrhammer....(überlegt und wird nachdenklich) Menschen, die alle schon tot sind.

B K: Da gehört der Hans Brenner und Deine Förderin Ruth Drexel leider auch dazu...

M K: Das ist so furchtbar. Die Ruth hat mich ja quasi großgezogen und so geprägt bei der Schauspielerei und der Theaterarbeit, dass ich heute auch manchmal Probleme habe, wenn ich merke, dass nachlässig gearbeitet wird und dann sage "So funktioniert's nicht!". Das war echt wie eine Familie damals mit den ganzen Kollegen, wo es auch keinen Konkurrenzkampf gab.

B K: Eine weitere wichtige Station war die Serie "Wildbach", die gerade 20jähriges Jubiläum feiert. Warum ist die immer noch so beliebt nach all den Jahren?

M K: Ich glaube es ist einfach die Menge an gestanden Schauspielern, Das sind einfach "Gsichter" wie man so sagt. Die haben alle eine tolle Spielweise und es ist nichts aufgesetzt. Wir sind damals einfach ans Set und haben uns gefreut wenn wir spielen konnten. So ein bisschen wie mit guten Schulfreunden. Und das haben die Leute gemerkt.

Foto: Eurovideo

Foto: Eurovideo

B K: Die Crew hat also wirklich so gut funktioniert wie es im Fernsehen den Anschein gemacht hat?

M K: Genau so! Ohne Neid oder sonstiges. Das war bei jeder Folge eine Freude und es gab niemand der diesen Frieden gestört hat.

B K: Das war ja Deine längste Serie. Hättest Du gerne noch weitergemacht?

M K: (überlegt) Also wenn ich manchmal die Briefe sehe, die ich noch heute bekomme, dann denk ich mir manchmal schon, dass wir das länger hätten machen können oder zumindest mal ein Special darüber drehen. Da sind ja alle Kollegen noch am Leben. Vor drei oder vier Jahren habe ich dem BR tatsächlich mal eine Idee geschrieben, wie man das vielleicht machen könnte. Wenn man sich vorstellt, die sind alle in Rente und kommen nochmal zurück nach Wildbach und treffen sich dort. Dort könnten sie anderen jungen Bergwachtlern helfen. Aber leider wollten die da nichts machen.

B K: Das traut man sich heutzutage wohl leider nicht mehr…

M K: Die sind zu ängstlich, ja. Auch was neue Geschichten angeht. Ich finde z.B. auch, dass es mittlerweile zu viele Polizeiserien gibt. Das soll jetzt keine Wertung von mir sein, ob es gute oder schlechte Serien sind, aber wenn ich den Fernseher anmache, dann bin ich von Montag bis Sonntag in der Pathologie und höre ständig Kommissare fragen „Wo waren sie gestern Abend zwischen…“. Da ist keine Vielfalt. So viel Mord gibt’s ja gar nicht. Früher haben mich meine Kinder gefragt, ob das in den Großstädten wirklich so schlimm ist. (lacht)  

B K: Glaubst Du nicht, dass sich die Leute von alleine daran satt sehen?

M K: Ich weiß es nicht. Die Quoten, sofern man sie überhaupt messen kann, sind ja gut. Irgendwer muss das ja alles gucken. Deswegen empfinde ich „Dahoam is Dahoam“ als eine Wohltat und andere scheinbar auch. Was man hier wiederum kritisieren kann, ist der Zeitdruck unter dem gearbeitet wird, der sicher noch stärker ist, als bei anderen Formaten. Ich höre halt auch von vielen Leuten, diese Serie wäre schön gemütlich und es würde nicht immer nur ständig Leichen, Spurensicherung und Gerichtsmediziner geben. Ich für meinen Teil finde auch die Welt und was alles passiert manchmal schon traurig genug. Ich will da nicht immer Mord sehen.

B K: Die älteren bayerischen Kultserien sind ja auch beileibe nicht alles Krimis…

M K: Ja eben. Natürlich muss irgendwas geschehen und es soll was passieren, aber es muss ja nicht um Totschlag oder Mord gehen. In der Süddeutschen Zeitung habe ich erst gelesen, dass es in der Woche im Fernsehen ca. 800 Tote zu sehen gibt. Das müssen meine Kinder jetzt auch nicht andauernd sehen. Der Betreiber des Museums Lichtspiele, mit dem ich letztens zusammen gesessen bin und der  hauptsächlich Independent-Filme aufführt, hat mir mal gesagt: „Das wichtigste ist, das die Leute lachen, nachdenken, auch mal schlucken müssen und traurig sind.“ Das finde ich total gut. Aus der Sicht eines Schauspielers ist es natürlich was anderes, aber auch da würde ich sagen „Na, ned scho wieda an Kommissar spielen!“. (lacht)

B K: Dann lieber Bergretter oder Pfarrer. Gab es bei „Wildbach“ auch mal gefährliche Situationen bei den Dreharbeiten?

M K: Klar, da gab es ganz viele. Aber wir waren damals ja alle noch total unbedarft und unerfahren. Wir haben uns halt immer gesagt „Wenn der Gurt hält, dann hält er!“ (lacht). Einmal bin ich wirklich relativ weit oben gehangen und da hat ein österreichischer Bergretter zu mir gesagt „hascht so Angscht um dei Leben, gell?“. „Ja furchtbar!“ hab ich geantwortet. Sagt er „Esch isch nua a Fetzn Leben!“ (lacht). Da denkt man sich dann nix und marschiert einfach los. Man hat sich das dann auch zugetraut, weil es so einen Spaß gemacht hat. Es ist zum Glück ja nie was passiert.

B K: Stimmt es, dass Du mit Deiner Kollegin die Texte in Form einer Operette geübt hast? War das Deine Idee?

M K: Ja das stimmt. Wir haben da in einem Hotel gewohnt und haben beim spazieren gehen unseren Text gelernt. An dem Tag hatten wir immer wieder Hänger und konnten uns nichts merken. Wir haben uns dann überlegt, wie wir diesen Text wohl am besten in unsere Köpfe reinkriegen. Schließlich fingen wir an zu singen und am Ende war das ganze wie eine Oper. (lacht) Das war sehr lustig, weil wir da am Wildbach entlang gegangen sind und uns gegenseitig angesungen haben. Aber so haben wir es uns am Besten merken können.

B K: Das Thema „Berge“ hat Dich später als Drehbuchautor auch nicht losgelassen. Bist Du allgemein sehr mit der Heimat verbunden?

M K: Ja, Berge mag ich schon sehr, sehr gerne. Ich mag auch die Geschichten, wenn man z.B. zum Skifahren fährt und man redet mit dem Liftbesitzer oder einem Wirt. Da kommen meistens alte Geschichten zum Vorschein. Der Alltag in solchen Dörfern ist halt anders.. Die können nicht schnell mal in eine Großstadt fahren, sondern kommen selten aus ihrem Ort raus. Mich hat immer fasziniert wie diese Leute damit umgehen. Aus diesen Geschichten sind dann viele Filme von mir entstanden.

B K: Mittlerweile bist Du ja als Autor gar nicht mehr wegzudenken aus der bayerischen Fernsehlandschaft.

M K: Ich hab glaub ich in den letzten neun Jahren 22 oder 23 Fernsehfilme geschrieben.  Also nur die 90minüter, wie man so schön sagt.

B K: Das erklärt dann auch die Nachtarbeit…

M K: (lacht) Genau.

B K: Wie hast Du denn genau entdeckt, dass Du auch Geschichten schreiben kannst?

M K: Ich hab einfach alles ausprobiert. Habe immer Leute gefragt, die ich sehr schätze „Sag glei ob des a Schmarrn is!“. Meistens fanden die es nicht schlecht und so habe ich es einfach versucht. Für mich war das ja immer gut, was ich geschrieben habe. Die Frage war immer nur wie andere darauf reagieren. (grinst) Wenn ich ständig an solchen Dingen gezweifelt hätte, dann hätte ich so viele Dinge nie probiert. Mit meinem Projekt „Goodact“ war es auch so.

http://www.goodact.de

Ein eigener Schicksalsschlag bewegte ihn dazu, über Beistand und Unterstützung in unserer schnelllebigen und digitalisierten Welt nachzudenken – Hilfe wird so viel gebraucht. So entstand also goodact.de, ein Internetportal, das über das übliche “Sharen”, “Liken” und “Posten” hinausgeht.

Es ist ganz einfach und es kann jeder mitmachen. Einfach anmelden und verschenken, was man selbst nicht braucht, oder seine Hilfe anbieten. Man kann sich auch für ein anderes Geschenk bewerben, indem man etwas dazu schreibt, warum man gerade selbst das Geschenk bekommen sollte – wenige Worte genügen. Gemeinsam stimmt dann die Community ab, wer das Geschenk bekommen sollte. Hier heiß es also: Gemeinsam für einen guten Zweck, denn im Vordergrund steht nicht der Wert sondern die Geste – Menschen eine Freude zu machen, weil das unser größtes Glück ist.

Das Internetportal steht für ein positives Miteinander, ohne daraus Profit schlagen zu wollen. Prominente Unterstützung kommt neben Max Krückl, auch durch Michael Mittermeier, Reinhold Hoffmann (Haindling-Band) und Bands wie die Münchner Freiheit, sowie die Erste Allgemeine Verunsicherung.

Ich habe mit Computern eigentlich gar nichts am Hut und kann ja nicht mal mein Handy wirklich bedienen. Weil mich aber das Karitative interessiert, wollte ich das im Internet ausprobieren. Viele Freunde haben gesagt: „DU und Computer! Du bist ja schon überfordert, wenn du eine Email schreibst.“ Irgendwie suche ich mir dann schon einen Weg oder frage Leute die es können ob sie mir helfen. Letztendlich ist alles Teamarbeit. Bei solchen Dingen gibt es Grenzen und da braucht man Leute die mehr wissen als man selber. Wie bei einem Film. Wenn die Crew passt, dann wirds etwas Schönes.

B K: Hättest Du die Schauspielerei auch gern mal ganz an den Nagel gehängt?

M K: (überlegt lange) Also nur Autor sein wäre mir auch wieder zu langweilig. Ob ich Dinge mache ist zwar eine andere Geschichte, aber es erfüllt mich mehr, wenn ich sagen kann „Ich könnte…“. Ich würde nicht wollen, dass ein Projekt das andere ausschließt. Bei der Schauspielerei ist es ja auch nicht so, dass man es macht oder nicht, sondern wie man angefragt wird. Wenn man jetzt keine Anfragen kriegt, dann heißt es ja nicht, dass du kein Schauspieler mehr bist. Bei mir gibt es da keine Abgrenzung zu anderen Dingen.

B K: Wobei Du ja auch als Autor eine Rolle für Dich schreiben kannst.

M K: Das ist aber schwierig und habe ich auch ganz selten gemacht. Es gibt schon einen Neidfaktor, wenn das Buch von dir ist, vielleicht auch noch die Musik und dann spielst du selber auch noch mit. Da könnte es schon Stimmen geben, die sagen „Mein Gott, was muss der denn noch alles selber machen!“. Was auch irgendwo blöd ist, denn irgendwer muss es ja so oder so machen. Es gibt Bücher, die ich anbiete und sage „Ich könnte mir vorstellen den oder den zu spielen.“ Aber das ist dann keine Bedingung von mir. Meistens sitzen wir bei Besprechungen und es wird überlegt wer wen spielen könnte und bringe die Produzenten von der Idee weg, dass ich das spielen soll.

B K: Jetzt hast Du schon mit so vielen Kollegen vor der Kamera gestanden. Hast Du da beim Schreiben nicht auch gleich Bilder im Kopf, wer eine Rolle spielen könnte?

M K: Doch, aber ich habe meistens Bilder der Kollegen im Kopf, die schon verstorben sind. Leider ist das so. Die waren einfach sehr prägnant und das geht auch nicht weg. Auch wenn man jemand anderes darin sehen will, denkt man automatisch, der müsste das jetzt so spielen wie der Hansi Brenner damals. Oder ich sage bei der Besprechung "da bräuchte man jetzt eine wie die Ruth war.“

B K: Waren die beiden auch Kollegen, mit denen du am liebsten gespielt hast?

M K: Ja. Das war auch sehr seltsam, als ich nach 10 oder 14 Jahren, die wir uns kannten, zur Ruth Drexel gesagt habe „Pass auf, ich möchte, das du die Agathe spielst.“

B K: Bei der Serie „Agathe kann’s nicht lassen“…

M K: Genau. Ich weiß noch wie ich mir mit 15 Jahren bei einer Probe in Telfs furchtbar den Kopf angehauen habe und bewusstlos war. Da hat sie mich sehr bemuttert und sich darum gekümmert. Wenn man so eine innige Beziehung hatte und steht einem dann dieser Frau 15 Jahre später in anderer Position gegenüber. Das war ein wahnsinniges Erlebnis. Als sie starb war es menschlich ein sehr großer Verlust für mich, weil sehr viele Erinnerungen an hier hängen. Sie war viel mehr als eine Kollegin.

B K: Max, gibt’s für Dich eine bayerische Lieblingsserie?

M K: „Monaco Franze“. (grinst) Der ist unerreichbar. Genauso wie „Münchner Geschichten“, weil ich den Günther Maria Halmer auch so verehre. Der ist ein unglaublich guter Schauspieler. Den Frithjof Vierock hab ich bei gemeinsamen Drehs auch immer gefragt wie das früher so war. (grinst) Es gibt auch einige Serien von damals, bei denen ich sage „Schade, dass ich da nicht dabei war.“, aber nicht weil ich es besser gemacht hätte. Besser als die damals kann man das gar nicht machen, aber ich hätte gern irgendeine Nebenrolle in so einer Serie gehabt. Aber für vieles war ich auch noch zu jung damals.

B K: Ich danke Dir für die Zeit Max und das nette Gespräch.

M K: Hat Spaß gemacht, gerne.

 
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